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Was uns Noth thut!
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Die Vorgänge, um welche es sieh hierbei handelt,
liegen zwar schon acht bis neun Jahre zurück. Verschiedene
Umstände, hauptsächlich aber Ueberlastung mit Berufsgeschäften
haben den Schreiber dieses seitdem verhindert,
sich weiter mit diesen Dingen zu beschäftigen. Durch jene
Vorgänge hat derselbe jedoch die unumstössliche Gewissheit
in sich aufgenommen, dass es thatsächlich ein persönliches
Portleben nach dem Tode giebt, und diese Vorgänge haben
ihm in Verbindung mit bestbezeugten Mittheilungen von
anderer Seite zugleich überzeugende Klarheit verschafft über
die Art und Weise, wie dieses Fortleben zu denken ist.
Mit der Schilderung der erwähnten Vorgänge selbst
beginnen wir in der Nummer des „Schwab. Sonntagsblatts"
vom 6. November, um dann im Anschluss hieran in einer
näheren Betrachtung auf unser eigentliches Thema einzugehen
, nämlich darauf, was uns zur Besserung
unserer Zustände Noth thut.*)
Das Mysterium von üTieiiadowka.
Da gewiss viele Leser der „Psychischen Studien" über
den weiteren Verlauf des merkwürdigen Spukes von
Nienadowka (s. „Psych. Stud." 1898: Januar-, Februar- und
März-Heft) informirt sein wollen, so theile ich in aller
Kürze Folgendes darüber mit, und zwar aus directer,
bester Quelle, denn in der Presse findet man jetzt kein
Wort über diese Vorgänge.
Also der Spuk dauert bis auf den heutigen Tag fort,
mit geringen Unterbrechungen,**) schon weit über ein Jahr.
Nach den Phasen des ßübenwerfens und Schlagews des
als Kräftereservoir dienenden 13 jährigen Bauernmädchens
Hanusia Ghorzempianka nahm der Spuk den Charakter
einer regelrechten, mittelalterlichen Teufelsbesessenheit an.
Das sonst ganz normale Mädchen verfällt von Zeit zu Zeit
in einen tiefen Schlaf (mit nachfolgender Amnesie), in
welchem durch sie eine Intelligenz spricht, die sich als
Teufel bezeichnet, unbekannte Sprachen redet, Gedanken
liest, eine grosse flagiophobie bekundet und überhaupt des
*) Wii sehen den angekündigten weiteren Mittheilungen des Verfassers
mit Interesse entgegen und behalten uns vor, auf dieselben
später eventuell zurückzukommen. Die Eed.
**) In Gegenwart fremder Personen ereignet sich gewöhnlich
nichts. Auch während des mehr wöchentlichen Aufenthaltes der
Eamsia im Jlzeszower Krankenhaus (zur Observation) war sie
ganz normal.
Psychische änuUon, Januar 18i)y. 4
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