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Kurze Notizen«
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Lord X. Das Lieblingszimmer der Familie war die Bibliothek,
und am Tage des Begräbnisses beschlossen die beiden
Töchter des Verstorbenen, dieselbe zu photograpbiren, um
nach dem Verlassen des Schlosses ein Andenken an dieselbe
zu haben. Dies führten sie mit einer Handcamera aus. Beim
Entwickeln des Negativs sahen sie darauf zu ihrem Entsetzen
das theilweise Bild eines Mannes in sitzender Stellung
in einem der leeren Sessel und erkannten es sofort als das
ihres verstorbenen Vaters! Die Damen waren so erschüttert,
dass sie die Angelegenheit zuerst geheim halten wollten;
sie machten jedoch zwei positive Abzüge und so wurde
diese Sache unter ihren Freunden bekannt. Ein solcher
Abzug lag Capitän Noble beim Schreiben vor, der nun das
Bild und den Schauplatz genau untersuchte. Die Bibliothek
ist ein grosses Zimmer, dessen Wände mit Büchern bedeckt
sind; doch fanden sich keine Portraits oder Photographien,
deren Reflex das Bild im Lehnstuhl erzeugt haben könnten.
An diesem Bild ist die rechte Seite deutlicher als die linke.
Das Gesicht ist auf der positiven Platte nicht besonders
deutlich; die rechte Schulter aber und der auf der Lehne
ruhende Arm, sowie die Hand, welche Capitän Noble mit
der Lupe untersuchte, ist ausserordentlich scharf gezeichnet.
Das Bild hat noch ein besonderes Merkmal, das den verstorbenen
Peer zweifellos identificirt; doch könne er es nicht
mittheilen, weil sonst dessen Name sofort bekannt würde.
Zum Schluss bemerkt der Capitän, ihm als einem praktischen
Photographen erscheine die Sache absolut unerklärlich, er
theile sie mit in der Erwartung, dass vielleicht Jemand eine
Erklärung dafür fände. An Geister glaubte er persönlich
jedenfalls nicht.
g) Das Materialisations-Medium Mrs. Corner
kommt Ende Januar d. J. nach Berlin, um den Mitgliedern
unserer Gesellschaft „Sphinx" und denjenigen Personen,
welche im vorurteilsfreien, wissenschaftlichen Sinne diese
Phase des Mediumismus kennen lernen wollen, hierzu Gelegenheit
zu geben. Mrs. Corner, mit ihrem Mädchennamen
Florence Cook, ist als eines der besten Materialisations-Medien
bekannt. Sie hat sich vor allem dadurch ein unbestreitbares
Verdienst um die occultistische Forschung erworben, dass
sie sich seiner Zeit dem berühmten englischen Physiker,
Prof. William Crookes, in ihrem 15. Lebensjahre bereitwilligst
zur Verfügung stellte und demselben die wissenschaftliche
Feststeilung der mit ihm gemachten Experimente „trans-
scendentaler Physik" ermöglichte. Ueber ihre mediale
Begabung und die Vorgänge bei der auch ihr, wie allen
Medien in leichtsinniger Verkennung der Gesetzmässigkeit
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