Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
26. Jahrgang.1899
Seite: 75
(PDF, 195 MB)
Bibliographische Information
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Dr. G.: Eine Sitzung mit Eusapia Paladino in Paris. 75

die Lippenecken senken sich wie auf antiken Bildern der
Furien. Sie ist demonstrativ, wie die Südländer, wo jede
Gemütsbewegung eine theatralische Form annimmt. Sie
wäre eine unnachahmliche Schauspielerin geworden, wenn
das Geschick ihr nicht andere Wege gewiesen hätte.

Wir setzen uns zu Tische uud alsobald ergeht sich
das Gespräch über die Fragen, die uns interessiren. Sardou
entfaltet seine merkwürdige Kunst im Erzählen. Heute
Abend aber will er uns nicht durch dramatische Erfindungen
blenden; man fühlt, dass er aufrichtig ist. Der Spiritismus
hat in der Welt keinen überzeugteren Anhänger als ihn.
Seine Ueberzeugung hat den Charakter des Glaubens; er
regt sich nicht auf bei Einwendungen, die man gegen ihn
erhebt; er widerlegt sie nicht, er lächelt nur dazu: — „Es
giebt Leute, sagt er, mit denen es unmöglich, ist zu
discutiren. Ihr Unglaube ist unauflösbar; sie nehmen das
Augenscheinliche nicht an, wenn es ihrer Theorie widerspricht.
Ihr zeigt ihnen die Thatsache; sie gestehen sie ein; Ihr
schreibt ihre Anerkennung nieder, und morgen leugnen sie
dieselbe. Die Furcht vor der Lächerlichkeit vernichtet in
ihnen die Liebe zur Wahrheit."

Er selbst, der berühmte Akademiker, hat diese Phase
durchgemacht, aber er hat seinen Weg von Damaskus
gefunden. Die Geschichte seiner Bekehrung ist höchst
seltsam. Er war Student und komponirte Tragödien, die
er für das zweite „Theätre-Frangais" bestimmte. Er bewohnte
im wQuartier-latina eine Mansarde, aus welcher der Luxus
verbannt war. Ein Bett, ein Schreibtisch, zwei Stühle und
ein Spinett bildeten sein Mobiliar. Dieses Klavier war ihm
lieb, denn es kam ihm von einer Schwester, die er verloren
hatte. Doch behandelte er es ziemlich rücksichtslos, indem
er es als Bücherschaft und Kleiderschrank benützte.
Broschüren, Packete, Zeitungen, Kleider schlummerten
darauf, und nie hatte eine Hand seine rostigen Saiten
erklingen machen. Da, eines Abends, ruhig arbeitend am
fünften Akt eines Melodrama, das Laster geisselnd, die
Tugend belohnend, vernimmt er hinter sich dünne klagende
Töne. Er wendet sich um; Niemand ist im Zimmer, und
doch tönt das Piano, wie wenn Finger es leicht berührt
hätten. Er betrachtet aufmerksam das offen gebliebene
Klavier und überzeugt sich, dass die Tasten sich regelmässig
heben und senken. Er nähert sich; auf der dünnen Staublage
, die sie bedecken, ist keine Spur von Berührung. Das
Lied geht zu Ende, ein altes Lied von Haydn oder Rameau
— und das Instrument wird wieder stumm. Sardou kneipt


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