Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
26. Jahrgang.1899
Seite: 76
(PDF, 195 MB)
Bibliographische Information
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70 Psychische Studien. XXVI. Jahrg. 2. Ildt. (Febiuar 1899.)

sich bis aufs Blut, um sich zu versichern, dass er nicht der
Spielball einer Hallucination sei. Er legt sich dann zu
Bette und verliert sich in allerlei Vermuthungen bezüglich
dieses Wunders. Die Nacht war sehr unruhig. Mit Tagesanbruch
läuft er zu einem seiner Freunde, von dem er
wusste, dass er in den Praktiken der Hexerei bewandert sei.

Was tausend! erklärt dieser, Du bist ein Medium und
bist Deiner Macht nicht bewussl, es geht Vielen so.

Diese Offenbarung war Herrn Sardou nicht missfällig.
Er prüfte nun ihre Richtigkeit und vollbrachte wie spielend
einige der Phänomene, mit denen zu gleicher Zeit Home die
Tuilerien in Erstaunen setzte. Er Hess Tische sich
drehen, brachte Apporte (Herbeibringungen) zu Stande,
beschwor Geister, erhielt erstaunliche schriftliche Mittheilungen
, verfertigte mit unbegreiflicher Schnelligkeit und
Klarheit Bilder, vom Jenseits eingegeben. Wenn ein wichtiges
Ereigniss eintreten sollte, wurde er heimlich davon benachrichtigt
. Eines Tages dictirte ihm der befragte Tisch die
Worte: „Morgen! warte!" Am anderen Tage hatte er eben in
einem Vaudeville (Singspiel), Edgard und Leontine, das gespielt
werden sollte, dieses Paar verheirathet, als leise ein Blumen-
strauss zwischen seinem Buvard und seinem Tintenfass
niedergelegt wurde. Es waren frisch gepflückte Rosen, deren
Stengel abgebrochen waren, als wie wenn sie in einem
Garten wären abgerissen worden. Sie kamen nicht vom
Blumenhändler; sie bildeten eine natürliche ohne Kunst
zusammengelesene Garbe. Sardou meinte zuerst, sie hätten
durchs JFenster ihm können zugeworfen werden, aber dieses
war geschlossen. Und übrigens waren sie senkrecht von der
Decke gefallen. Man versichert, dass solche Durchdringungen
von Blumen durch feste Körper sehr häufig sind in den
Provinzen Indiens, wo die Subtilität der Fakire sich übt.

— Das, schliesst Herr Sardou, sind zwei von meinen
Erfahrungen, entnommen aus hundert anderen eben so
erstaunlichen.

Herrn Sardou belustigen unsere verblüfften Gesichter.
Und ich glaube in diesem Augenblick in seinen Augen wie
etwas von Muthwille zu sehen. Und es ist mir, als wie wenn
dieser Kopf dem von Voltaire gliche, den Houdon gemeisselt
hat und der so treffend die französische Ironie symbolisirt.*)

*) Der Referent ßrisson ist, wie aus dem ganzen Bericht ersichtlich
, von der Wahrhaftigkeit der erwähnten Thatsaehen überzeugt; um
sich aber gegen den Spott der „aufgeklärten" Freunde sicher zu stellen,
fügt er vorsorglich diese skeptische Anmerkung bei.


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