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Dankmar: Curiosa aus der Teufels-Periode des Mittelalters. 85
erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts lenken, denn
gerade aus dieser Zeit (und nicht etwa aus dem grauen
Alterthum) liegen uns actenmassige Berichte vor.
Im Jahre 1725 wurde ein gewisser Peter Plogojowitz
christlich begraben; aber schon wenige Tage nach seinem
Tode erkrankten plötzlich neun Personen, die nach kurzer
Zeit verstarben und auf ihrem Sterbebette, unabhängig von
einander, aussagten: besagter Peter Plogojowitz sei nächtlings,
als Vampyr, zu ihnen gekommen, hätte sie gewürgt und
ihnen Blut ausgesogen. Als man nun das Grab Peter's
öffnete, fand man — obwohl er schon über drei Wochen
beerdigt war — den Körper frisch, ohne Leichen geruch,
kein Verwesungsmerkmal, Haare, Bart gewachsen: „Die
alte Haut hatte sich wie abgeschält, und eine frische
darunter hervorgethan."*) Ausserdem fand sich in seinem
Munde frisches Blut und eben solches floss ihm aus Mund,
Nase und Ohren, als man ihm einen spitzen Pfahl durchs
Herz trieb. Das Blut in seinem Mnnde wurde dadurch
erklärt, dass man behauptete: eben das beweise seinen
„Vampyrstand", denn es sei aus dem Körper des zuletzt
Gestorbenen gesogen, und darum wurde er nicht nur
gepfählt, sondern auch verbrannt. — Ein zweiter noch
interessanterer i'all, der sich sieben Jahre später im Dorfe
Meduegya bei Belgrad abspielte, ist der: Nachdem schon
22 junge und alte Personen (im Verlaufe von drei Monaten)
nach zwei bis dreitägigem Krankenlager dahingerafft worden
waren und mit Bestimmtheit sich der Glaube aufrecht
erhielt, ein Vampyr sei daran Schuld, wurde eine
Oommission, bestehend aus Offizieren, Feldscherern, dem
Heyducken-Capitän, dahin abgesandt, welche durch ein
Verhör der Ortsbewohner folgendes konstatirte: Vor fünf
Jahren sei ein Heyduck Arnod Paole gestorben, der schon
zu seinen Lebzeiten vorgab, heftig durch einen Vampyr
geplagt zu werden, sich aber durch Essen von der Erde
des Vampyr-Grabes davon befreit haben wollte, und nach
dessen Tode nun vier Leute erklärten, von ihm in Vampyr-
gestalt geplagt zu werden, welche Vier auch kurz darauf
starben. Deshalb öffneten die Dorfbewohner vierzig Tage,
nachdem Arnod begraben war, sein Grab und fanden ihn
nicht nur unverwest, nicht nur ganz mit frischem Blut
bedeckt, das auch den Sarg füllte, sondern sogar seine
*) Q. C. Horst: — „Zauberbibliothek, oder von Zauberei, Theurgie,
und Mantik u. s. f." 1825. V. Band, 391 ff. — Vergl. hierzu „Psych.
Stud.4VSepteraber-Heft 1898|S. 446 den „Schrecklichen Fall mit einem
Schuster zur Striegaw" aus dem Jahre 1591.
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