Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
26. Jahrgang.1899
Seite: 102
(PDF, 195 MB)
Bibliographische Information
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102 Psychische Studien, XXVI. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1899.)

Zweifel laut geworden, dass gewisse wunderbare Dinge, die
wir hier schon gewöhnt sind, wirklich gesehen worden seien,
und man kam auch auf die bei Prozessionen übliche Feuerprobe
zu sprechen. Einer unserer Hindufreunde versprach
den Wahrheitsbeweis zu erbringen, dass die Priester unversehrt
durch das Feuer gingen. Wir kamen also des Abends in
dem Garten des Herrn zusammen, der uns die Probe liefern
wollte. Auf der weiten Rasenfläche vor der Villa war ein
vier Fuss breiter, an zwanzig Fuss langer Graben ausgehoben
und mit mächtigen Holzblöcken angefüllt worden. Das Holz
war, wie sich auch die Ungläubigsten überzeugten, trocken
und in unserem Beisein wurde auf das Holz eine dicke
Schicht brennender Kohle geworfen, die eine solche Gluth
verbreitete, dass es in einer Entfernung von zehn Fuss noch
heiss genug war. ünter den Zuschauern befand sich neben
einer andächtigen Schaar von Hindus unser Kreis, in dem
sich lauter Damen und Herren von weiterer Bildung befanden,
wie z. B. der Chemie-Professor Dr. Richardson, Dr. Neatley,
Arzt, and der französische Arzt Dr. Pascal Um sieben Uhr
kündigte Gemurmel der Menge das Nahen der Prozession
an. Voran schritt ein Oberpriester mit einem Schwerte,
zwei andere Priester folgten und danach kam ein kleiner,
zierlich und reich geschnitzter Schrein aus Glas, in dem
sich ein Götzenbild befand. Der greise Oberpriester theilte
mit, dass seine beiden Gefährten durch die Gluth schreiten
würden, Danach möchten alle — aber nur die Männer —
die den rechten Glauben hätten, ebenfalls die Flammen
durchschreiten, ohne verletzt zu werden.

Und unverweilt begann nun ein unglaubliches Schauspiel.
Unter Beschwörungsformeln des Alten machten die beiden
Priester seltsame Bewegungen, Kokosnüsse wurden in die
Gluth geworfen, und unter gellendem Schrei sprangen die
beiden Männer in die Gluth. Mehrmals tanzten sie vorwärts
und rückwärts und schritten auf und nieder auf den Kohlen.
Die Lohe schlug um ihre Glieder und mit den Füssen
warfen sie die Kohlen durcheinander, dass die Funken
stoben. Und dazu ertönte das taktmässige Singen der Menge,
das Schreien der Weiber und das gellende Rufen des Oberpriesters
. Und nun löste sich erst einer, dann ein zweiter,
dritter, vierter aus der harrenden Schaar los, schritt näher
und sprang in die Gluth. Neue folgten, zehn, fünfzig, hundert,
und zwischen den braunen Gestalten der Männer sahen wir
mit zitternden Herzen kleine Kinder von vier und fünf
Jahren, die ohne Furcht über die Kohlen, deren Gluth wir
auf unserem Platze verspürten, hin- und herliefen. Jetzt


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