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Dr. Maier: Neue Fälle von Feuerfestigkeit. 103
ging auch einer der Herren unseres Kreises in die Menge
hinein, und wir sahen, wie er ganz langsam über den Feuerstreifen
schritt. Er schilderte uns die Empfindung, die er
gehabt hatte. Es sei ihm gewesen, als ginge er über heissen
Sand. Auf die Bemerkung eines Skeptikers, die Eingeborenen
hätten eine dicke gefühllose Haut auf den Füssen, untersuchte
Dr. Pascal diese und fand die Haut ganz normal.
Die Füsse zeigten keine Brandwunden. Ich sah einen Mann
ein paar Kohlenstücke aufnehmen und bei Seite auf den
Rasen werfen. Ein Turban, der zur Erde und mitten in
die Gluth fiel, blieb unversehrt vom Feuer und auch die
Kokosnüsse verbrannten nicht.
Die Priester blieben etwa eine halbe Stunde bei ihrem
seltsamen Treiben. Als sie den Garten verliessen, warnten
sie die Menge weiter in das Feuer zu gehen, und die Leute
hielten sich nun davon fern. Dr. Richardson, mehrere Herren
und ich gingen an den Feuergraben heran, aber die Gluth
war noch so gross, dass wir zurücktraten. Jedenfalls hatten
wir uns überzeugt, dass wirklich Feuer vorhanden war. Wie
wohl niemand von uns für das Gesehene eine Erklärung
finden kann, die seinem Verstände genügte, so zweifelt
doch keiner mehr an der Thatsache, dass den Hindus
mancherlei seltsame, uns wunderbar erscheinende Kenntniss
der Naturkräfte zu Gebote steht, und sicher wird jedem
der Zuschauer das aufregende fesselnde Feuerbild unver-
gesslich bleiben. —
Durch Güte des Herrn Rud. C. Gittermann in Odessa
erhalten wir noch nachstehenden Bericht aus Indien (anfangs
November 1898):
Ein Fakirstückchen.
Am 26. October v. J. wurde Folgendes in der „heiligen
Stadt" Benares bekannt gegeben: „Frau Besant, die Leiterin
und Lehrerin der Theosophikalischen Gemeinden in Indien,
wird heute Abend in der Villa des Maharajah (König) einen
Vortrag halten, wozu Jedermann, welchen Glaubens er auch
sei, eingeladen wird. Nach dem Vortrage wird ein Sannyasi
(Hindu-Fakir) barfüssig über ein Agni-kund (ein Graben
mit brennenden Kohlen gefüllt) gehen, ohne seine Füsse zu
verbrennen. Auch gewährleistet der Fakir, dass ein Jeder,
welcher ihm über das Feuer folgen will, dies thun kann,
ohne auch nur die geringsten Brandwunden zu erleiden."
Natürlich strömte das Volk dahin, auch eine grosse Anzahl
Europäer, Herren und Damen, begaben sich zur Stelle.
Nachdem Frau Besant ihren langen Vortrag beendet, begab
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