http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1899/0114
106 Psychische Studien, XXVI. Jahrg. 2. Heft. Februar 1899.)
geschrieben! — Hierauf folgen noch Erklärungen mit „unter
dem Tische verborgenen Kindern4* (o heiliger Unsinn!), mit
„sympathetischer Tinte und Spirituslämpehen."
Sind aber zwei Tafeln aneinander befestigt, so schiebt
das Medium seinen Griffel dazwischen und schreibt, oder
Eisenfeilspäne und Kreidetheilchen liegen dazwischen, ein
Magnet wird darunter geführt, es soll eine Schrift entstehen
. (Werden die Kreidetheilchen auch vom Magnete
beeinflusst?) — Das sind die Hauptsachen, obwohl noch mehr
leeres Stroh daselbst zu finden ist. Ich frage; hat der Herr
Einsender jemals über echte Versuche mit Schreibmedien
etwas gelesen und über die strengen Kontrolmassregeln
(oder besser Folterqualen) an denselben? Hat der Herr
Einsender jemals einer Sitzung beigewohnt? Schätzt er die
Beobachtungsgabe, den Scharfblick jener Forscher, wie
Crookes, WäHace, Aksakow, du Prel, Zöllner, Hellenbach u, s. w.
so gering, dass er sie einem so plumpen Betrüge zum Opfer
fallen l&sst?
Und wie steht die Sache dann, wenn die Tafeln nach
vorhergehender Prüfung aneinander geschraubt werden,
nachdem zuvor ein Kreidestückchen eingelegt wurde, und
wenn sie sodann in einen Kasten versperrt werden, dessen
Schlüssel ein Cirkelsitzer behält? Und trotzdem wird die
Tafel beschrieben! Ausserdem sagt Einsender selbst, dass
hierzu ein grosses Mass Geschicklichkeit erforderlich ist.
Nun sind aber unsere Medien in der Regel in der edlen
Taschenspielerei nicht bewandert, und liegen zumeist in
Trance,, in unbewusstem Zustande da, welcher natürlich
jeden bewährten Taschenspielerkniff ausschliesst. Es scheint
daher, dass der gewaltige „Antispiritist" von einer Visitation
des Mediums sowohl, als der des Sitzungszimmers nichts
weiss, ebensowenig wie von Trance- und von directen
Schriften. Wer sich über die peinlichen Kontrolmassregeln
bei spiritistischen Sitzungen unterrichten will, der lese doch
einmal die Schriften der genannten Koryphäen selbst nach,
und urtheile dann, ob wirklich alle sogenannten Geisterschriften
mit Hilfe von Gummi, Wachs, schwarzem Tuch,
Kindern und Spirituslämpehen erzeugt werden. Zur
genaueren Widerlegung und Beweisführung, welche in
diesem Falle übrigens sehr leicht ist, mangelt es mir eben
so sehr an Zeit, wie an Lust. Jeder denkende Leser wird
ja selbst einsehen, dass ein so plumper Betrug, gegenüber
exaeten Forschern auf die Dauer unhaltbar wäre.
Leider, und das beweist uns die besprochene Zeitungsnotiz
recht deutlich, müssen wir noch immer die Wahrheit
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1899/0114