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Dr. Maier: Rettet den Nachwuchs!
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eines todfcen, enthäuteten Frosches erscheint als ein plumpes
und lächerliches Phänomen, allein für einen Galvani war es
dies eben nicht. Und der Verstand nun, welcher einem
dieser sogenannten „spiritistischen" Phänomene, so
materiell und plump es auch sei, beiwohnt, ist selbstverständlich
bestrebt, die wissenschaftlichen, philosophischen
und moralischen Deduktionen, welche man daraus ziehen
kann, zu erforschen.
Die Behauptung, dass „die spiritistischen Phänomene
absurd seien, weil sie im Widerspruch mit allen bekannten
Erscheinungen ständenist sodann nur eine von jenen
Phrasen, welche unter der fesselnden Form des Paradoxen
(eine Lieblingsform der Dekadenzzeit) eine solche Narrheit
verbürgt, dass es kaum der Mühe werth ist, sie näher zu
bezeichnen! Die Wichtigkeit der spiritistischen Phänomene
beruht ja gerade darauf, dass sie im Widerspruch mit jenen
Kräften stehen, die wir bis jetzt von der Natur kennen»
Wenn ferner Richet beklagt, dass seine Erfahrungen
mit der Paladino ihn feststellen Hessen, „dass kein Fortschritt
bei den erhaltenen mediumistischen Erscheinungen
zu verzeichnen sei," so kommt dies augenscheinlich daher,
weil eben „ein Schuft mehr giebt als er hat" und es zu
befürchten steht, dass Eusapia zuweilen mehr giebt, als sie
geben kann.. . Nun gut, möge Herr Prof. Richet mit anderen
Medien experimentiren, so wird auch er sich bei diesen
sicherlich neuen Phänomenen vergewissern können.
Sie, Herr Professor, haben des öfteren gesagt, dass Sie
in spiritistischen Sitzungen mehrmals die Berührung von
Händen empfunden hätten, wobei auch oft die Ihrigen
gedrückt worden seien, und erklären die Hypothese
einer Hallucination, wie noch mehr die eines
Betruges für vollkommen ausgeschlossen.(ib.)
Allein Sie, der Sie an einigen der Sitzungen Theil
nahmen, welche zu Mailand im Jahre 1889 abgehalten
wurden, und die Lombroso, Schiaparelli u. s. w. überzeugten,
könnten sehr wohl wissen, dass unter den Phänomenen, die
sich damals einstellten, auch die Erscheinung von Händen
war. Nun, da Sie einst mit dem grossen Haufen die
Wahrheit der spiritistischen Erscheinungen leugneten,
während die Spiritisten sie für wahr behaupteten, und dann
anerkannten, dass die Spiritisten — obschon es ja wirklich
peinlich ist, eingestehen zu müssen — Recht hatten, so
scheint es mir, dass man wenigstens daran zweifeln könnte,
dass die Spiritisten Unrecht haben, auch dann selbst, wenn
sie von Erscheinungen nicht blos von Händen, sondern von
ganzen Personen reden. Mögen Sie doch beispielsweise dem
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