Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
26. Jahrgang.1899
Seite: 146
(PDF, 195 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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146 Psychische Studien. XXVI. Jahrg. 3. Heft. (März 1899.)

so häufig, wie in slavischen Gegenden, auch in Deutschland
der Vampyrismus vorkommt, führe ich aus der Reformation
den Fall an, wo der Pfarrer George Rörer dem Dr. Martinus
Luther über eine Frau schrieb, „so in Grabe sich selber
frässe, darumb wären schier alle Menschen im selbigen
Dorffe gestorben." Natürlich hält Luther das alles für eitel
Blend- und Fatzwerk des rTeuffels;" fügt aber den sehr
vernünftigen Rath hinzu: die Leute sollten nicht so
schüchtern sein, es zu glauben/dann würd9 es ihnen auch
nichts schaden, und fordert den Pfarrer zu gemeinschaftlichen
Gebeten, zur Stärkung des Glaubens an die Macht
Gottes auf. — Dass bei occulten Vorgängen der G1 a u b e ein
mächtiger psychischer Factor ist, indem er sie objectiv aus
ihrer Latenz erweckt und zu ihrer Wirkung durch Aufnahmefähigkeit
beiträgt, ist erklärlich. Ich erinnere nur an
das VI. Kapitel Markus, wo Christus, in seiner Vaterstadt
Nazareth Misstrauen und Unglaube findend, eben wegen
dieses Unglaubens, keine Wunder thun kann. Du Prel führt
ein Beispiel an, wo einer gelähmten Kranken in der
Salpetriöre durch längere Zeit die Suggestion gegeben wird,
dass sie gelegentlich eines hohen Marienfestes geheilt werden
"•v würde: die gläubige, katholische, auf die wunderwirkende
Madonna fest vertrauende Kranke wurde in der That plötzlich
geheilt: bei einer Protestantin, oder einem aufgeklärten Reiseonkel
wäre eine solche „mind-cure" unmöglich gewesen, da
eben der Glaube (an die Madonna) als Auslösungshebel und
Aufnahmeboden der selbsteigenen psychomagnetischen Kraft
gefehlt hätte: „non potest facere, quod non credit posse
facere.*) — Auf diesem begeisterten Glauben beruhen auch
alle psychischen Epidemien, Massensuggestionen und geistigen
Ansteckungen, wie wir sie z. B. bei den Oamisarden, Jumpers,
Revivals, der Tanzwuth u. s. f. sehen. Luther wollte also
nur den Glauben an die Macht des Teufels durch (die
kräftigere G e g e n Suggestion) den stärkeren Glauben an
den alleinen Gott brechen. Die Vampyrkrankheit, in einem
Dorfe auftretend und Viele tödtend, ist auch als eine Art
psychischer Epidemie, bei der Einer den Anderen

und dass heute noch der Glaube daran in Serbien lebendig sei.
Zugleich sagte er mir, dass der Ausdruck upire nicht kroatisch sei
— eher russisch. Vielleicht ist Herr Dr. 0. v. Gqj, der ja an der Quelle
sitzt, so liebenswürdig, dem Verfasser Authentisches mitzutheiien?
(Auch die Red. der „Psych. Stud." wäre dem hochgeschätzten bisherigen
Mitarbeiter für eine solche Mittheilung sehr dankbar.)

*) Das heisst: — „Er kann es nicht thun, weil er nicht glaubt, es
thun au können." — Siehe darüber du Prel: —- „Ueber den Einfluss
psychischer Factoren im Occultisraus." „Sphinx" 1893, Juli-, August-,
September-Hefte.


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