http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1899/0166
Dr. Maier: Naturwissenschaftliche Seelenforschung. 157
dies Alles viel besser erklärt, in ihren Fachorganen
auseinandersetzen werden.
Die letzten Ausläufer der Fibrillen, welche in der
Gehirnanatomie „Endbäumehen" genannt werden, hatte die
Inschauerin wegen ihres kammartig gestalteten Endes sehr
charakteristisch mit dem Fuss einer Spinne verglichen und
nannte sie auch späterhin einfach „ Spinnfussendchen.a
Diese Endchen der Sehnervfibrillen funktioniren ungefähr
ähnlich dem Empfangstaster eines Morse-Apparates; nur ist
die Ursache dieses Vorganges nicht die elektrische Kraft,
aber immerhin eine Kraftform, die Verfasser vorläufig
einfach mit dem Ausdruck „Erregung" bezeichnet. Die
weitere Untersuchung ergab, dass die Sehnervfibrillen
nicht bis in den Gehirnmantel hineinragen, indem
ihre äussersten Ausläufer gleichsam die Grenze zwischen
weissem Gehirn und Rindengrau bilden und mit den Massen
von Ganglienzellen des letzteren keineswegs verwachsen sind.
In ihrer nächsten Nähe ziehen sich ähnliche Faserchen hin,
die aber doch keine eigentlichen Nervenfasern sind, sondern
einen, wie sich die Inschauerin ausdrückte, gelblich röthlichen,
zähflüssigen Saft führen und aus sich austreten lassen,
welcher dann nebst Blut die gleichsam offenen Spinnfuss-
endchen umgiebt und von diesen aufgenommen wird. Auf
diese Art vollzieht sich also die Ernährung der
Nervenfaser.
Die Netzhaut verglich die Inschauerin wieder sehr
bezeichnend mit der Blüthe eines Gänseblümchens, dessen
feinste fadenförmige Blättchen ihre Spitzen alle nach
rückwärts gebogen haben. Weiterhin nimmt sie ganz deutlich
wahr, dass, sowie das helle Tageslicht ins Auge fällt, alle
Fibrillen in starke Schwellung gerathen. Diese Anschwellung
dient wiederum als Reiz für Nervenfasern, welche mit der
Regenbogenhaut in Verbindung sind, so dass sich die
Schliessmuskeln derselben unwillkürlich, also rein reflektorisch
zusammenziehen und die Pupille verengern. Dadurch wird die
in das Auge dringende Lichtmenge vermindert und es den
Sehfibrillen ermöglicht, Farben zu unterscheiden, während
sonst die allzu grosse Tageshelle alles weiss erscheinen Hesse. —
Die praktische Probe des Werthes solcher Inschau-
Experimente lieferte das Medium , das sich damit zugleich
als vorzügliches Heilmedium qualifizirte, als ein Herr ö.,
dessen sechsjähriges Mädchen kurz vorher ohne alle äusseren
Anzeichen allmählich erblindet und von den Spezialisten der
Wiener Augenklinik als rettungslos verloren heimgeschickt
worden war, sein nun völlig blindes Töchterchen, weil der
von den Fachmännern prophezeite letale Ausgang glücklicher
Weise noch nichts eintrat ,j nach^ Rücksprache mit dem
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1899/0166