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160 Psychische Studien. XXVI. Jahrg. 3. Heft. (März 1899.)
III. Abtheilung.
Tagesneuigkeiten, Notizen u. der gl.
Ein „Psychisches Institut" iu Amerika nnd
seine Bedeutung- für den Spiritualismus
in Europa.
Berichtet vom Red. Dr. JF. Maier.
Ein „Psychisches Institut", wie es von französischen
Spiritisten für Genf beabsichtigt war (vergl. „Psych. Stud.a
April-Heft 1898,1), ist nun zunächst in Amerika zu Stande
gekommen, wo die Zahl der Anhänger des Spiritualismus
nach den neuesten Erhebungen der amerikanischen Blätter
auf mindestens 20,000 geschätzt werden muss. Leider waren
aber bisher die „Männer der Wissenschaft" nur spärlich
vertreten und in Folge dieses Umstandes konnte von exakten
Kontrollbedingungen wohl kaum die Rede sein. Man fand
zwar eine Unzahl Berichte über die unglaublichsten und
ausserordentlichsten Phänomene, für welche ja dort schon
die klimatischen Bedingungen weit günstiger als in Europa
zu sein scheinen. In den „Spiritualisten-Tempeln4', die schon
längst so ziemlich in allen grösseren Städten zum Theil
mit verschwenderischer Pracht errichtet wurden, finden zwar
Sonntags zahlreich besuchte Gottesdienste statt und die
verschiedenen Vereine wetteifern in Auszeichnungen für ihre
Präsidenten, Sekretäre und Medien; allein Sitzungs-Protokolle
, die einer strengen kritischen Prüfung genügen, waren
auch dort äusserst selten. Erst in den letzten Jahren begann
die Lage sich zu Gunsten eines ernstlich wissenschaftlichen
Expeiimental- Spiritismus zu ändern. Prof. William James,
der Psychologe von Howard, Prof. T. Gowes von Philadelphia
und einige andere Vertreter der exakten Forschung begannen
sich mit diesen Fragen zu beschäftigen. Vor allem war es
aber der bisher als „hartgesottener11 Gegner geltende
Dr. med. Hodgson in Boston, Mitglied der „Psychical Research
Society", der mehrere Jahre hindurch unter den strengsten
Vorsichtsmassregeln die unseren Lesern bereits bekannten
Experimente mit Miss Piper machte, einem Trance-Medium,
das von Entkörperten telepathische Suggestionen zu erhalten
behauptete, die in ganz speziellen Einzelheiten von lebenden
Freunden und Angehörigen so unzweifelhaft bestätigt wurden,
dass der ungläubige Saulus laut seinem umfassenden Protokoll-
Bericht zum begeisterten Paulus wurde und sich öffentlich
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