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162 Psychische Studien. XXVI. Jahrg. 3. Heffe. (März 1899.)
Verwirklichung ein Herr R. C. bereits 10,000 Fr. gestiftet
hatte, bis jetzt nicht zu Stande gekommen, obschon Frankreich
, dank den Bemühungen und wissenschaftlichen Arbeiten
eines Ch. Eichet, de Bockas} Durand de Gros, LUbeault Paul
Joire, Cahagnet, Boirac, Ferroul, BSrillon, Moutin, Durville,
Baraduc u. a. gelehrter Forscher, den ersten Rang auf
dem Gebiete der experimentellen Psychologie einnimmt
, welche nach einem Ausspruch von Ed. Schure in
seinem köstlichen Buch: „les Sanctuaires d'Orient" (die
morgenländischen Heiligthümer), weil die menschliche Seele
der Schlüssel des Universums ist, die Centraiwissenschaft
der Zukunft sein wird.
England liefert augenblicklich so gut wie keine originellen
Beiträge für die psychischen Studien. Braid hat keinen
eigentlichen Nachfolger auf dem Gebiete des Hypnotismus;
nur Milne-Brameveld und Lloyd- Tuckey üben praktisch psychotherapeutische
Heilkunde, und der berüchtigte Prozess des
Dr. Kinsbury hat den Aerzten Angst gemacht. Ellioton Esdail
und Gregory haben im Magnetismus keine Nachfolger. Die
„ Society for psychical Research" liefert durch ihre Klassifikation
psychischer, von glaubwürdigen Zeugen bestätigter
Thatsachen eine von jedermann anerkannte werthvolle
Arbeit; aber ihr fast übertrieben skeptisches Verhalten
begünstigt nicht positive Fortschritte. Auch die „Spiritual
Alliance" spielt eine nützliche Rolle und ihr Journal „Light"
ist das beste in dieser Art. Aber auch diese Vereinigung
verfügt gegenwärtig nur über verhältnissmässig wenige
brauchbare Trance-Medien (Somnambulen) in London und
mit den Medien für physikalische Manifestationen scheint
sie zu Ende zu sein, weshalb sich der englische Geist wieder
mehr der nach innen gerichteten Psychologie eines Sully
und Bosanquet zuwendet, während die Metaphysik durch
eine Gruppe von Denkern repräsentirt wird, die in den
„Mind" schreiben.
Frankreich scheint also zunächst in erster Linie berufen
zu sein, auf Grund der von den genannten Vertretern der
Wissenschaft erzielten Resultate ein „Psychisches Institut"
für Europa zu schaffen, namentlich deshalb, weil es in der
Psycho-Therapeutik und der Psycho-Physiologie, d. h. im
Experimentiren mit hypnotischen und mesmerischen Subjekten,
wovon unsere deutschen Hochschulen unbegreiflicher Weise
immer noch nichts wissen wollen, bereits die erstaunlichsten
Leistungen (wir erinnern nur an die Schule von Nancy und
an die Salpötriere in Paris) aufzuweisen hat. Das Zusammenwirken
jener „Grössen der Wissenschaft" in einem psychischen
Institut (wo möglich in Paris) müsste über kurz oder lang
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