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172 Psychische Studien. XXVI. Jahrg. 3. Heft. (März 1899.)ü
hierüber ein Flugblatt (8 S.) herauszugeben, das ich gern
jedem, den diese Verhältnisse interessiren, gratis zusende.
— In aufrichtiger Hochachtung Ihr ergebenster Dr. ßübbe-
Schleiden, Döhren bei Hannover.
b) Spiritismus oder AnimismusV— Als wir bei
der im .November v. J. angekündigten Uebernahme der
Redaktion andeuteten, dass uns die Skrupel und die Einwände
ehrlicher, mit den mediumistischen Phänomenen und
der einschlägigen Litteratur bekannter Gegner der spiritistischen
Theorie ebenso willkommen sein werden, wie die
Berichte überzeugter Spiritisten über die von ihnen
beobachteten Thatsachen, waren wir uns bewusst und im
Voraus darauf gefasst, dass die damit eröffnete Kontroverse
in erster Linie die obige Streitfrage betreffen werde. Es
sind uns nun seither theils von bisherigen Mitarbeitern
dieses ältesten spiritistischen Journals in Deutschland,
theih von anderer Seite so viele Zuschriften und litterarische
Zusendungen skeptischer Richtung zugegangen, dass uns die
Rücksicht auf den leider sehr beschränkten Raum einer
Monatszeitschrift gebietet, uns auf einen Bericht über die für
die Lösung jener Frage wichtigsten Eingänge zu beschränken,
bezw. den Inhalt einzelner derselben in möglichst kurzer
Form auszuziehen. — Einen von Sachkenntniss und
philosophischem Tief blick zeugenden Leitartikel brachte die
Nr. 245 der Beilage zur „Allgem. Zeitung1' von Paul Garin
unter der Ueberschrift; „Spiritismus und Religion und
Wissenschaft." Der vom christlichen Standpunkt ausgehende
Verfasser gelangt zu dem Ergebniss: Der Spiritismus ist
keine Religion, er ist auch keine Wissenschaft. Es besteht
nicht nur keine Aussicht, sondern die Unmöglichkeit, dass
er eines von beiden werde, denn die spiritistischen, oder wie
man heute lieber sagt, okkulten Erscheinungen sind an sich
selten, schwer zu beobachten und dem exakten Experiment
unzugänglich, d. h. der Eintritt der Erscheinung ist an
Bedingungen geknüpft, welche wir nicht im Sinne des
physikalischen Versuchs beherrschen, so dass die Methode
der Forschung der Hauptsache nach auf eine statistischdeskriptive
eingeschränkt bleibt, wie in den beschreibenden
Wissenschaften, deren Gegenstände sich dem Experiment
entziehen, fco erklärt es sich auch, dass die Zahl der
Erscheinungen seit den Versuchen von Crookes und Zöllner
trotz der ausserordentlichen Zunahme der Forscher und den
hervorragenden Bemühungen in Deutschland eines du Frei,
in England eines W. T. Steads (Herausgebers der „Review
of Reviews'4, früher der „Pall Mall Gazette") sich eher vermindert
als vermehrt haben. Dazu kommt, dass die Versuche
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