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182 Psychische Studien, XXVI. Jahrg, 3. Heft. (März 1899.)
k) Zum Tode des Präsideuten Felix Faure,
welcher am 16. Febr. er., Abends 10 Uhr unerwartet rasch
an einem Gehirnschlag verschied, nachdem er zwar Frankreich
nach aussen mit Glanz repräsentirt und durch die
russische Allianz den Hoffnungen der Patrioten geschmeichelt,
aber aus falschen Rücksichten des Opportunismus die von
der Gerechtigkeit längst geforderte Revision des Dreyfuss-
prozesses zu ersticken versucht hatte, melden die Tagesblätter
nachträglich verschiedene Prophezeiungen und Vorzeichen
, welche ein tragisches Ende des vom Glück, wie es
schien, hervorragend begünstigten Mannes ahnen Hessen.
Die Chiromantin Madame Uouboff erklärte vor einem Monat
in einer öffentlichen Vorlesung zu Paris, dass fauri% Hand
dieselben auf plötzlichen oder gewaltsamen Tod
hindeutenden charakteristischenLinien hätte, welche
der Hand Carnofs eigen waren. Die Wahrsagerin Madame
Theben sah in einem vor sechs Wochen im „Gauloisa erschienenen
Artikel voraus, dass in diesem Jahre eine
grosse Persönlichkeit plötzlich sterben werde. Anekdotisch
sei erwähnt, dass Faure bezüglich des Artikels, worin er
als glücklicher Mensch bezeichnet wurde, die Aeusserung
that: „Man irrt sich, ich bin nicht glücklich !a — Am besten
registrirt findet man neuerdings derartige Notizen in dem
Mittwochs - Supplement des täglich erscheinenden, ausserordentlich
geistvoll geschriebenen Frauen - Journals „La
Fronde", das ausschliesslich dem Okkultismus gewidmet
ist und stets Neues bringt. Wir werden gelegentlich darauf
zurückkommen.
Ltitteraturbericlit.
Berichterstatter für deutsche, englische, französische, italienische Litteratur
ist Dr. Erich Bohl, Breslau Kirchstrasse 27, für alle anderen Sprachen
Hofrat Dr. Wernekke, Weimar. Die Redaktion übernimmt keine Verantwortung
für die in den Besprechungen ausgesprochenen Ansichten. Die
Berichterstatter vertreten nur die mit ihrem Namen gezeichneten Artikel.
Wir bitten, Zeitschriften und sonstige Litteratur nicht an die Redaktion
, sondern direkt an die Genannten zu schicken.
Bücherbesprechungen.
Karl Julius Müller „Aberglaube und Okkultismus in Berlin und der
Provinz Brandenburg, 1899." 48 Seiten. 0,50 Mk. Verlag von hrobecn,
Berlin, Blücherstrasse 3. — Das Schnftchen gehört zu jener populari-
sirenden Tageslitteratur, deren Marke „Billig und schlecht" lautet. Das
Ürtheil des Verfassers ist durch Sachkenntniss wenig getrübt, jedes tiefere
Verständniss für die behandelten Probleme fehlt. Der Herr bewahre uns
vor unseren Freunden — vor unseren Feinden werden wir uns selbst zu helfen
wis&eal Dr. Erich ßohn.
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