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V. 0.: Einiges über den Bilmensohnitter und nächtlichen Leuchter. 189
man fussbreite, zumeist gerade, manchmal viele hundert
Schritte lange Hasenwechsel vor den Dickungen zu Aesungs-
plätzen bemerken.
An solchen Wechseln geschossene oder in den von
Wilddieben gelegten Drahtschlingen gefundene Hasen sind
zumeist alte Häsinnen, sowohl im Sommer als auch im
Winter, Nur ausnahmsweise pflegt ein Rammler aus
Bequemlichkeit oder aus anderen Gründen einen solchen
Pfad zu betreten.
Auch Muttergaisen pflegen im Getreide Gassen zu
machen, wenn sie sich mit ihren Jungen im Hochsommer
vor der Mückenplage ins Getreide geflüchtet haben, wo sie
dann gern bis zum Schnitt verweilen. Ein Jäger weiss jedoch
untrüglich auf den ersten Blick einen Rehwechsel von einem
Hasenwechsel zu unterscheiden.
Der Leipziger Professor der Zoologie, Herr William
Marshall, hält mit Recht alte erfahrene Hasen (resp.
Häsinnen) für die richtigen Bilmenschnitter, ob er gleich
auch nicht Gelegenheit hatte, sie bei der Arbeit zu beobachten.
Beweise können wir für das Gesagte theoretisch und praktisch
darbringen, und somit das angebliche Räthsel des Herrn
Mummert (Juliheft 1897) untrüglich lösen. — Dasselbe können
wir jedoch nicht über die Erscheinung sogenannter nächtlicher
Leuchter sagen. Diese Erscheinung ist wohl von
jener der Irrlichter zu unterscheiden. Die Lichterscheinung
eines nächtlichen Leuchters ist verhältnissmässig stetig im
Gegensatz zu einem Irrlicht, auch erscheinen die Irrlichter
in Mehrzahl, und manchmal gleichzeitig an mehreren Orten,
der nächtliche Leuchter dagegen zeigt regelmässig nur eine
Lichterscheinung. Aus meiner Praxis kann ich Nachstehendes
berichten:
Als Landwirth und Jäger habe ich durch beinahe vierzig
Jahre in Böhmen und Ungarn Gelegenheit gehabt, die
Natur zu jeder Tages- und Nachtstunde, in jeder Jahreszeit
zu beobachten. Von Irrlichtern habe ich überall gehört,
von sogenannten „Nächtlichen Leuchtern" seltener. Nur
einmal (Ende September) habe ich Irrlichter, einmal das
sogen. Elms-Feuer (Nachts im Hochsommer vor einem
Gewitter) gesehen, den sogenannten „Nächtlichen Leuchter"
niemals.
Nirgends jedoch habe ich von dem nächtlichen Leuchter
(böhmisch ohnivy mu2, wörtlich übersetzt „Feuriger Mann")
so viel sprechen — und vielleicht auch fabeln gehört, wie
in der Umgebung des kleinen Doubrorka-Flüsschens, wo
ich beinahe 27 Jahre lebe.
In den siebziger Jahren hörte ich viel vom „ Feuer mann",
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