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Dr. G.: Neue Mitteilungen des Astronomen 0. Flammarion. 195
Wir beginnen diese Mittheilungen, sagt er mit einigen
unerklärlichen, sonderbaren Kundgebungen von Sterbenden,
nicht von Verstorbenen; der Unterschied ist zu beachten. —
Mein trefflicher Freund, General Parmentier, einer unserer
ausgezeichnetsten und geachtetsten Gelehrten, versichert mir
zwei in seiner Familie vorgekommene Thatsachen.
Mehrere Personen waren in Andlau im Elsass zum
Mittagessen versammelt. Man hatte auf den Hausherrn
gewartet, der auf der Jagd war. Da er lange ausblieb,
setzte man sich ohne ihn zu Tische. Man sprach von heiteren
Dingen in der Erwartung, er werde bald kommen. Da
schloss sich plötzlich bei stillstem Wetter mit grossem
Geräusch das offen stehende Fenster des Speisesaales und
öffnete sich alsobald wieder. Die Gäste waren umsomehr
betroffen, da die Bewegung des Fensters nicht hätte geschehen
können, ohne eine Wasserflasche umzuwerfen, die
auf einem Tisch am Fenster stand. Alle, welche diese
Bewegung gesehen und gehört hatten, konnten es nicht
begreifen. „Ein Unglück ist geschehen", rief die Frau des
Hauses, indem sie erschrocken aufsprang. Drei viertel
Stunden später brachte man die Leiche des Jägers nach
Hause. Er hatte eine Ladung Blei in die Brust erhalten,
war gleich darauf gestorben und hattp nur noch sagen
können: „Meine Frau! meine armen Kinder!"
Wie diesen Fall erklären? Das Fenster hatte sich
nicht wirklich bewegt, was die stehen gebliebene Karaffe
bewies. War es eine psychische Kraft des Sterbenden, der
in dieser Stunde an den Tisch dachte und seine letzte
Energie in diese Kichtung schleuderte, eine Telegraphie
ohne Draht? War es eine Hallucination der Gäste, aber
eine wahrhaftige Hallucination, hervorgebracht
durch eine äussere Einwirkung auf ihr Gehirn? —
Derselbe General Parmentier erzählt ferner folgenden
Vorfall: Seine Eltern wohnten in Schlettstadt. Ihr Schlafzimmer
befand sich im ersten Stock. Die Thür zum angrenzenden
Salon stand offen, und in diesem auch die
Fenster, die durch zwei Stühle geöffnet erhalten wurden.
Es war Sommer. Plötzlich wurde Frau Parmentier durch
einen heftigen Stoss, der am Bett von unten nach oben
erfolgte, erweckt. Erschrocken weckt sie ihren Mann. Da
kommt ein zweiter heftiger Stoss. Parmentier denkt an ein
Erdbeben, obschon solche im Elsass sehr selten sind. Er
macht Licht, sieht aber nichts Ungewöhnliches und legt sich
wieder nieder. Aber ein neuer, noch heftigerer Stoss und
im Saal ein Getöse als ob die Fenster heftig zugeschmettert
und alle Scheiben in Stücke zersplittert worden wären!
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