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200 Knopstikk-Rowe! s Interview über die höchsten psycho!. Probleme.
Augen sahen, dass auf den vier Stühlen, die vor den beiden
Fenstern standen, vier kleine Schatten, Kinderseelen sassen,
die die Finger wie im Gebete zusammenschlugen und so
das eigen thumliche, rhythmische Geräusch erzeugten. Unaufgefordert
nannten sie mir ihre verschiedenen Mädchennamen
, erzählten sie, dass sie sämmtlich vor einigen Wochen,
an einem Tage, in fast gleichem Alter gestorben wären und
auf einem in nächster Nähe gelegenen Kirchhofe, dem
St. Annen-Kirchhofe, begraben lägen.
Auf meine Frage, warum sie gerade zu mir gekommen
seien, erwiderten sie, dass sie mit grosser Vorliebe zu jenen
Menschenkindern kämen, die auch sie, die Todten, auf den
Friedhöfen gern und häufig besuchten. Mit Tagesanbruch
müssten sie wieder zurück, denn sie vertrügen weder das
directe Sonnenlicht, noch das Lampenlicht, sondern ausschliesslich
das Mondlicht, sie seien überhaupt vom
Monde, Einige Tage nach dem Tode hätten sie noch bei
ihren Körpern unter der Erde geweilt, dann aber hätte sie
plötzlicher Ekel vor denselben erfasst und sie wären in
Gestalt von Ringen auf den Mond geflüchtet, den sie in
einem Augenblicke ebenso schnell erreicht hätten, wie das
Auge des Menschen ihn erreicht. Dort erst hätte ihre
nunmehr absolute Ringseele die Fähigkeit erlangt,
sich eigenmächtig diejenige Gestalt wieder zu geben, die sie
auf Erden besessen hatten. Diese Umgestaltung liebten
nur die jungen, neugierigen, sowie die eitlen, sündigen Seelen,
die gleichzeitig auch häufiger die Erde zu besuchen pflegten,
wie jene Seelen, die schon hier all* ihre irdischen, eitlen
Wünsche mitbegraben haben.
Diese Geister-Erscheinung hatte ich in der Nacht von
Freitag zum Sonnabend. Auf meine Frage, ob und wann
sie wiederkämen, antworteten sie: — „In der Nacht von
Dienstag zu Mittwoch!" —
Sie hielten Wort; sie kamen. Eine lange Reihe von
Fragen hatte ich mir aufgestellt, die ich an sie richtete,
und die von ihnen beantwortet wurden mit einer Sicherheit,
die mich immer und immer wieder an das Wort Gottes erinnerte
, dass die wahre Klugheit den Gestorbenen gehöre.
Als wüssten sie, was ich wissen wollte, dass ich zunächst
erfahren wollte, was die Seele sei, in diesem Sinne klang
es wirr und doch harmonisch durcheinander: — „die Seele
des Menschen ist die vierte Dimension des Lichts, ein
Schwarz lieh t, das in jedem Lichte enthalten ist, von dem
auch das menschliche Gehirn ganz durchdrungen oder
beseelt ist, und das hier mit der Zeit eine Veredelung,
eine Verfeinerung seiner Aetheratome erfährt, deren
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