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Dan ltmar: Curiosa ans der Teufels-Periode des Mittelalters. 209
allen Ernstes erzählt, dass in Holland — „eine Jungfer,
von Korteribach genennet," mit einem „Cavallier, Namens
Quad" verlobt gewesen, und sich Beide gegenseitig versprochen
hätten, „dass sie auch nach dem Tode einander aufiwarten
wollten." Als nun der Bräutigam iro Kriege fällt, erscheint
er zuerst seiner Braut, auf seine Wunde weisend, und um-
giebt sie fortab überall, ihr beim Anziehen den Spiegel
vorhaltend, „hat ihr Nadeln gelanget, Wasser und Serviett
gegeben, die Portier von der Kutschen auff- und zugemachet,
(sie) beym Arme aus und ein gehoben und dergleichen Ser-
vitia mehr praestiret." Als Zeugen dafür sind „Churfürst
Friedrich Wilhelm selbst und der Herr von Ameron, als
protempore Holländischer Envoye" angeführt, wie sich denn
der Herr Pastor überhaupt viel auf seine fürnehmen Bekanntschaften
zu Ghite thut — Auch Augustin Lerchheimer**)
erzählt eine Historie, die eine Art Parallelfall zur „Braut
von Corintha**) bildet, und wonach zu Bononien eine Lauten-
schlägerin noch zwei Jahre nach ihrem Tode — „gieng,
redete, ass, trank, schlug auff der lauten, wie zuvor, da sie
lebete," — bis endlich ein Zauberer das Blendwerk durchschaut
, das grosse Wort gelassen ausspricht: „Das mensch
ist todt!" — und den Zauber bricht, worauf sie zu Boden
sinkt und „ein leib ohne leben war.tf —
Wir können uns heutzutage gar keine Vorstellung mehr
davon machen, wie gross die Furcht vor der Macht des
Teufels, und wie dick die Stickluft des Aberglaubens war,
die auf den Menschen lastete, nicht nur im Mittelalter,
sondern bis zum Schlüsse des 17. Jahrhunderts. Um nur
Eines zu erwähnen, will ich ein paar Worte über die
Alraunen und Elementarwesen sagen. Die Alraunen
(richtiger Allrunen, d. i. All es wisser), welche aus der
Mandragora-Wurzel gemachtwurden,***) waren als „imagines
*) J. Lerchheimer: „Christliche Bedenken in s. f." XIV, 128—129.
**) Siebe des vorerwähnten Kedaktions-Sekretärs'der „Psychischen
Studien" ausführliche Erklärungen und Erläuterungen zu dieser
Revenant-Sage und dem Goethe'&chen Gedichte in „Psych, Stud." Mai-
Heft 1894, 247 ff.
***) Airunen hiessen auch die weisen Frauen bei den Germanen,
welche wahrsagten; altnord. rün, goth. rüna, mittelhochd. rüne « das
Geheimnis^ und in übertragener Bedeutung ein Schriftzeichen der
germanischen, geheimen Zauberschrift; rünastafr « Zauberstab, in welchen
Hünen geschnitzt sind. — Zugleich mache ich aufmerksam auf das
Capitel XXX de* I. Buch Mosist woselbst die triefäugige Lea von der
schönen Rakel das eheliche Recht einer Nacht um die von Ruhen vom
Felde heimgebrachten „Dudaims" erkauft. Diese Pflanzen mussten also
Rakel sehr werthvoll gewesen sein, sonst hätte sie nicht Jacob dafür
abgetreten. Luther selbst sagt, er wisse kein deutsches Wort dafür,
und belässt darum das hebräische Wort: Dudaim. Entschieden handelt
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