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Dr. Maier: Naturwissenschaftliche Seelenforschnog. 219
Fibrillen." Schmerz ist die Bewusstwerdung jener
Empfindung, welche durch zerstörende Einwirkung auf die
Fibrillensubstanz hervorgerufen wird. Die durch direkte
subjektivische Empfindung, Repulsirung und Kollusionirung
entstehenden Gefühle sind die sinnlichen, die durch
subjektivische oder ohjektivische Illusionirung wachgerufenen
reaktionirten oder reproducirten Gefühle sind die
ästhetischen. Der subjektivische Theil der ßewusst-
werdungen, d. h. die Gefühle, einschliesslich der den Be-
wusstwerdungen theils vorhergehenden, theils nachfolgenden
Bewegungsinnervationen bildet die Äff ekte, die wir je nach
der Verschiedenartigkeit ihrer Entstehung in subjektivisch
und objektivisch motivirte eintheilen. Die subjektiven
Kraftströme sind der Hauptfaktor unseres Bewusstseins;
ohne sie kein Bewusst wer den, kein Wahrnehmen, kein
Fühlen, kein Vorstellen, kein Urtheilen, kein Wollen, kein
Handeln.
Nunmehr ist Verfasser auch in der Lage, eine Definition
der Begriffe Subjekt und Objekt zu geben. Das Subjekt
ist der innere appercipirende Theil aller unserer Bewusst-
seinsinhalte, jene Bethätigung der psychischen Kraft, welche
durch die Einwirkungen der durch die Lebensthätigkeit des
animalen Organismus geschaffenen Reize ihre spezifische
Modifikation erhält. Das Subjekt ist nicht schon an und für
sich bewusst, noch weniger das Bewusstsein selbst, es ist
das Erkennende im Gegensatz zu den objektivischen Theilen
der Bewusstseinsin halte. Für sich allein ist der
subjektive Faktor, die psychische Kraft, ebenso
unbewusst wie alle anderen uns bekannten
Kraft arten. Das Subjekt ist das eigentliche Ich, deshalb
nenne ich meinen Körper, insofern er von mir objektiv
angeschaut wird, mein. In der Ich-VorStellung aber sind
beide, die vom Körper herrührenden Objektempfindungen und
die Subjektempfindungen vereinigt. Nicht mein Körper, mein
Schenkel, mein Knie oder mein Hals ist bewusst, sondern
nur die Vorstellung meines Körpers und meines subjektiven
Befindens macht mein Ichbewusstsein aus. Alle Objekte,
deren Wirkung in unserem Bewusstsein nicht eine Vorstellung
bildet, sind für uns so gut wie nicht vorhanden.
Die objektiven Wissenschaften lehren und beweisen uns
überdies, dass die meisten von uns den Objekten beigelegten
Beizwirkungen gar nicht den Objekten angehören. Nur die
sogenannten primärenEigenschaften, nämlich Grösse,
Form, Lage, also die statischen Wirkungen der
Kraft kommen jedem Objekt unbedingt selbst zu, insofern
sie mit unseren Sinnen in Verbindung gebracht die
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