Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
26. Jahrgang.1899
Seite: 221
(PDF, 195 MB)
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Dr. Maier: Naturwissenschaftliche Seelenforschung. 221

sind. Das Subjekt ist nur eine durch den Hinzutritt
verschiedener Bedingungen erfolgende Modifikation der
psychischen Kraft. So wenig aber die Naturwissenschaft
das unerkennbare Reale in den Kreis ihrer Betrachtungen
zieht, so wenig braucht sich die Psychologie mit dem Realen
selbst zu beschäftigen; beide beschäftigen sich nur mit den
Kundgebungen des Realen, die Naturwissenschaften mit den
objektiven Kraftformen, die Psychologie mit der psychischen
Kraft, beide also mit dem Wirklichen, nicht mit
dem Wirkenden.

Von allen wirklichen Erfahrungen die erfahrbare
Kausalität sprachlich zum Ausdruck zu bringen, darin
besteht die Aufgabe der Wissenschaft. Jede wissenschaftliche
Disziplin befasst sich mit Thatsachen der Wirklichkeit, auch
die Mathematik. Die Zahl ist die formelle Verallgemeinerung
jedes wirklichen Geschehens;
deshalb leistet die Mathematik zur Erkenntniss des formalen
Theils der Wirklichkeit unschätzbare Dienste. Keiner
Wissenschaft ist es aber erlaubt zur Konstruktion ihrer
Definitionen zum Metaphysisch - Realen ihre Zuflucht zu
nehmen.

Und nur in dieser Auffassung ist nach des Verfassers
Ueberzeugung Psychologie als Wissenschaft möglich.

Die Maschinerie des Bewusstseins, wie sie die Inschau
klar gelegt hat, der Organismus als Körper mit Nerven
und Gehirn ist Produkt der unbewusst psychischen
und der Objektiv-Wirklichkeit. Der Gehirnmechanismus oder
die Grosshirnrinde ist ebensowenig Bewusstsein als die
Dampfmaschine schon die Dampfarbeit, als der Kupferdraht
schon die Elektrizitätsarbeit ist. Erst die modifizirten
psychischen wirklichen Vorgänge lassen Bewusstseinsinhalte
und Bewusstseinskundgebungen im und vom Gehirn aus entstehen
. Die Psyche ist eben auch eine Wirklichkeit
, eine Kraft wie alle anderen erkennbaren
Naturkräfte. Die Psychologie als ein Theil der Naturwissenschaft
behandelt nur eine einzige Kraftart, freilich die
wichtigste von allen, die Psyche. Wollten sich aber die
Psychologen weigern, die naturwissenschaftliche Betrachtungsweise
für das psychische Geschehen zu acceptiren, so müssten
eben die Naturforscher, bezw. die Physiologen die Psychologie
selbst in die Hand nehmen. Die heutige naturwissenschaftliche
Forschung ist keineswegs voraussetzungslos, denn sie behandelt
nicht die Objekte und objektiven Vorgänge, wie sie
an sich sind — denn als solche sind sie (wie schon Sokrates
geahnt und Kant gezeigt hat, Red.) unwissbar, sondern sie
behandelt ihre Erscheinungen, sie setzt daher immer


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