Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
26. Jahrgang.1899
Seite: 228
(PDF, 195 MB)
Bibliographische Information
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228 Psycbiscbe Studien XXVI. Jahrg. 4. Heft. (April 18990

Es klingelt vor«. Der Meister hat sich mit dem Medium
an einen viereckigen Holztisch gesetzt. Sie haben die Hände
aufgelegt und warten, ob sich jenseitige Intelligenzen zeigen.
Die jenseitigen Intelligenzen haben — wie bekannt — die
scherzhafte Angewohnheit, durch Bewegen des Tisches ihre
Anwesenheit kundzugeben und dann durch Klopfen — dreimaliges
Klopfen heisst: ,.ja"; zweimaliges: ,,möglich",
„vielleicht", „ich weiss nicht'1; einmaliges: „nein" — auf
gestellte Fragen Antwort zu geben. Heute sind sie zunächst
verstimmt, was der Meister mit der Menge der Anwesenden,
der Helligkeit und grossen Wärme, die auch von uns diesseitigen
Intelligenzen kaum geleugnet werden kann, erklärt.
Plötzlich aber werden sie sehr humoristisch. Sie heben den
Tisch zwar nicht, aber sie drehen ihn im Kreise, was den
ziemlich korpulenten Meister zwingt, einen längeren Caroussel-
spaziergang zu unternehmen. In dem kalten Terracottagesicht
des Mediums bewegt sich keine Muskel. Es folgt mit müden
Schritten, ohne die Anspannung und Beweglichkeit des
Meisters, dem rotirenden Tisch und blickt unverwandt auf
die blankgescheuerte Platte.

Die drei Mädchen an meinem Tisch sind in grosser
nervöser Erregung. Die Eine fasst mehrfach in der Zerstreuung
krampfhaft nach meinem Arm, den ich ihr zur
Beruhigung lasse. Die Andere nagt an den Spitzen ihres
schwarzen Handschuhs, der ihr schon die Lippen dunkel
gefärbt hat Man hört den Athem der aufgeregten Zuschauer
keuchen, und mit merklicher Unsicherheit murmelt der
Ladenjüngling mit den krebsrothen Händen links an der
Wand sein vorhin so zuversichtliches: — „Mumpitz — alles
Mumpitz."

Loose gehen im Publikum herum. Da alle Theilnehmer
der Sitzung nicht an die Geistertische können, sollen zehn
bevorzugte Glückliche durch's Loos bestimmt werden. Ich
habe sonst in irdischen Glücksspielen wirklich kein Glück.
Denn dass ich 'mal als elfjähriger Junge eine sehr geschmacklose
Bettvorlage gewann, kann mir kaum heute noch ernstlich
vorgeworfen werden. Diesmal aber zog ich Nr. 7. Auch noch
die heilige Zahl, was mir sehr schmeichelte; von vielen
neidischen Blicken verfolgt, trat ich vor und nahm an dem
für die zweiten Fünf bereitgestellten Tisch Platz. Dass die
Hände, die ich auflegen musste, leider in verschüttetes Bier
zu liegen kamen, war mir zwar in Anbetracht der sorgsamen
Pflege, die ich sonst meinen Händen angedeihen lasse, nicht
angenehm, aber schliesslich — wenn's die Geister nicht
genirte. Neben mir sass auf der einen Seite ein junger
Mann mit aufgekämmtem Schnurrbart, der trotz der Hitze


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