Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
26. Jahrgang.1899
Seite: 229
(PDF, 195 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1899/0239
Warnung und Anfrage.

229

einen — allerdings neuen — Wintermantel bis zum Halse
zugeknöpft trug. Zur Linken sass mir ein würdiger alter
Herr, der jenen peinlichen Geruch von kaltem Tabak verbreitete
, der nur von Starkverschnupften auf die Dauer
ertragen wird. Nachdem wir so eine Weile schweigend und
mit sehr gutem Willen gesessen, zitterten uns die Hände.
Der solide Tisch aber zitterte nicht. „Von Ihnen, meine
Herren", sagte der Meister, „scheint mir keiner besonders
mediumistisch veranlagt." Es vibrirte ein leiser Tadel in
seiner Stimme, als er das sagte. Mein Nachbar zur Rechten
schien anzunehmen, dieses abfällige Urtheil bezöge sich auf
seine geistigen Qualitäten überhaupt. Er sah mit einem
halb erstaunten, halb entrüsteten „Na nu aber —" nach
mir hin. Da ich aber ruhig meine Hände im Bier Hess, so
beruhigte sich der Ehrpussliche auch.

Um uns Zeit zu lassen, unsere mediumistischen Kräfte
in den Tisch zu strahlen, das Publikum aber nicht durch
den Anblick von uns Fünfen, die wir schweigend wie die
Oelgötzen dasassen, zu ermüden, führte der Meister mit Hilfe
des Mediums einstweilen dem Publikum das bekannte
Cumberland'sehe Beispiel der Gedankenübertragung vor. Der
blasse junge Mann ^uchte und fand mit verbundenen Augen
einen versteckten Gegenstand, an den der Meister nur
dachte. Es muss sehr interessant gewesen sein, das zu
sehen; aber ich sass ferne davon, festgeschmiedet an meinem
Tisch, hatte den infamen kalten Tabaksgeruch in der Nase
und die zitternden Hände im Bier.

Endlich entliess uns der Meister stirnrunzelnd als
gänzlich talentlos und setzte sich selbst mit einem Herrn,
cUr ihm unbekannt war, der aber nach seiner Angabe schon
öfter spiritistische Sitzungen mit Erfolg besucht, an den
Tisch. Als nun der Meister die Hände im Bier hatte, war
alsbald der Tisch voll Fröhlichkeit und guter Laune. Der
Meister hat aber auch eine charmante Art, mit Geistern
zu verkehren. „Ah, bist Du da, alter Freund?*' redet er
den hoppsenden Tisch an. Der Gefragte klopfte drei Mal.
Also richtig — ja, er ist da. Er — wer? „Na, wer bist
Du denn?" fragt der Meister gemüthlich. „Bist Du ein
Freund von mir? — nein. Von dem Herrn da? — ja. Also
von dem Herrn! Schön. Willst Du uns sagen, wie Du heisst?
— ja. Sehen Sie, das will er auch sagen.*1 Und nun beginnt
der Meister den Namen des Geistes festzustellen. Das geht
nicht wie auf der Polizei und ist nicht sehr einfach und
auch nicht sehr unterhaltend; denn der Oirkelleiter muss
für jeden Buchstaben das Alphabet so weit abwursteln, bis
der Buchstabe kommt. Dabei passiren Irrthümer, Trotzdem


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1899/0239