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Kurse Notizen.
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tische Schrift als Phänomene an sich bieten freilich noch
keine Veranlassung die Geisterhypothese zu Rathe zu ziehen,
wohl aber unter Umständen ihr intellektueller Inhalt
im Zusammenhang mit den sie begleitenden
Nebenerscheinungen, wofür Verfasser aus dem reichlichen
Schatz eigener Erfahrungen einige sehr überzeugende
Beispiele anführt, so z. ß. die „Geisterbotschaft" eines Vaters
an seinen in Bonn studirenden Sohn, welcher ohne ein
Mitglied des Kölner Oirkels vorher gekannt zu haben, sich
plötzlich veranlasst fühlte, Spiritisten daselbst aufzusuchen
und so in den Besitz jener für ihn bestimmten Mittheilung
gelangte; ferner auf Jahre hinaus angekündigte und dann
genau verificirte Prophezeiungen, von einer jenseitigen
Intelligenz belauschte und haarklein wieder erzählte Gespräche
und dergl. Den Grund, warum nur die wenigsten
Medien einwandfreie Mittheilungen von Verstorbenen geben,
findet Feilgenhauer theils in der mangelhaften Veranlagung,
bezw, Ausbildung derselben, theils in deu schlechten
Verkehrsmitteln der jenseitigen Welt mit der unserigen.
Der Fortschritt geht in einer Spirallinie. Im Mittelalter
lauerten hinter jedem okkulten Phänomen der Teufel oder
seine Dämonen; die Aufklärungsperiode erklärte dieselben
für nicht existirend; heutzutage ist man geneigt sie animistisch
zu deuten und es wird gewiss die Zeit kommen, wo man
wenigstens das Mithereinziehen der spiritistischen Hypothese
für unerlässlich ansehen wird, ohne dass jedoch die kirchliche
Annahme böser Geister oder die theosophische von Elementargeistern
gänzlich ausgeschlossen erschiene. Die neuestens
durch den Ingenieur Donald Mac Nab erzielten Photographien
von Gedankenbildern zeigen nur, dass das
Gebiet des Möglichen weit ausgedehnter ist als das unseres
exakten Wissens. —
Pfarrer Gubalke eröffnete die sich hierauf anschliessende
Diskussion mit der (auch nach unserer Ansicht zutreffenden)
Bemerkung, dass es sich nicht um ein entweder anmistisch
oder spiritistisch, sondern um ein sowohl — als auch zu
handeln scheine, wie ja auch Aksakow sein Werk „Animismus
und Spiritismus" betitelt hat. du Prel habe in seinem Aufsatz
über Monoideismus die Grenze scharf und richtig gezogen,
wonach die spiritistische Erklärung allein in den Fällen
wissenschaftlich zu begründen und berechtigt ist, wo es sich
um postmortale Auslösung monoideistischer
Vorstellungen handelt. Auch der Chemiker Dr. Jacobsen
in Charlottenburg betone in der Enquete des Hamburger
Arztes Dr. Maack die Nothwendigkeit, die Grenzen dessen,
was als nachgewiesen gelten darf, möglichst eng zu ziehen,
Psychische Städten* April 189». 16
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