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Dr. v. Gaj: Eine Wiederkehrende.
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mein Erlebniss. Ich kann dies für keine Hallucination halten,
da ich, als ich aufwachte, keineswegs an meine Gemahlin
dachte, sondern an die Ursache des beängstigenden Gefühls,
und erst dann, als ich mich umdrehte und plötzlich das
nichtweichende Phantom sah, von Angst befallen wurde.
Somit denke ich, dass ich wirklich etwas Reales sah und
bitte Sie, mir dies erklären zu wollen."
„Erlauben Sie mir vor Allem, mein Herr", war meine
Antwort, ,,Sie zu ersuchen, mir die wahrheitsgetreue
Schilderung dieser Begebenheit mit Ihrem Ehrenworte zu
bekräftigen; denn obwohl ich persönlich überzeugt bin, dass
Sie sich mit dem Andenken Ihrer so innig geliebten Verstorbenen
keinen Scherz erlauben könnten, so ist mir dies
nothwendig, sobald ich die Wahrheit dieser Mittheilung vor
Anderen zu vertreten habe."
Da streckte mir Herr Dr. Marn bereitwilligst seine
Hand entgegen und bekräftigte mit seinem Handschlag und
Ehrenworte die Wahrheit des Berichtes, mich alsogleich
ermächtigend (da ich ihn darum ersuchte) dieses Begebniss
zu veröffentlichen. Herr Dr. Marn ist Advokaturskandidat
in Agram und wohnt in der Senoa- Gasse Nr. 6. Darauf
hin erklärte ich Herrn Dr. Marn nach Möglichkeit die Natur
und Ursache dieser Erscheinung und ersuchte ihn, sich
wenigstens jetzt mit dem Studium der okkulten Wissenschaften
zu befassen, da ihn selbe in das Verständniss
solcher Begebenheiten einführen würden.
Jedenfalls ist diese Thatsache desto werthvoller, da sie
von einem Uneingeweihten, Ungläubigen erlebt und bezeugt
wurde.
Jaska, 3. März 1899.
Dr. G. v. Gaj.
Ein eigentümlicher Fall von automatischer Schrift
Von M. €*ordigiani.
TJebersetzt aus den „Annales des Sciences Psyehiques" 1898
S. 258 ff. von sfcud. med. A. Speck - Breslau.
Mit einem Nachwort von Dr. JSrieh Bohn-Breslm.
Ich besuchte im Jahre 1881 im Alter von 45 Jahren
die Militärschule in Florenz, wo ich mein erstes Jahr
absolvirte. Im November dieses Jahres fing meine Mutter
nach dem Tode meiner älteren Schwester an, sich mit
Spiritismus zu beschäftigen; ich selbst hatte davon keine
Ahnung. In Folge des grossen Schmerzes, den der Todesfall
über meine Familie brachte, wurde ich von der Schule
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