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Speck-Bohn: Ein eigenthümlicher Fad von automatischer Schrift. 247
vollkommenen Einvernehmen in dieser Familie überzeugt
war, wurde bei diesen Worten verwirrt, stellte sich, als
verstände sie nichts, und fragte von neuem, ob es möglich
wäre, mit dem Gatten der Frau B. M. . . in Rapport zu
treten. Und der unerbittliche Bleistift wiederholte seineu
Satz: „Zwischen der Frau und ihrem verstorbenen Gatten
besteht eine Feindschaft, die ich nicht begreifen kann.4*
Frau P. . . sagte uns, dass Frau B. M. . . um jeden Preis
wissen wolle, was geschrieben worden war, und der Satz
wurde ihr ins Englische übersetzt. Nie wird einer von uns
unsere tiefe Bewegung vergessen, als wir sahen, wie Frau
B. M. . . aufstand, und erbleichend ausrief: „Wie! Immer
noch!" Sie erklärte darauf sehr schnell in englischer
Sprache, dass zwischen ihr und ihrem Gatten schwere Zerwürfnisse
stattgehabt hätten, dass sie aber glaubte, der Tod
hätte in ihm jeden Groll auslöschen müssen, zumal sie ihm
auch verziehen und mit solcher Treue alle seine letzten
Wünsche erfüllt hätte.
Meine Mutter wollte erfahren, ob es nicht später möglich
wäre, eine andere günstigere Verbindung zu erlangen. Der
Bleistift schrieb folgenden seltsamen Satz: „Unmöglich, er
ist in Nigritien." Diesmal glaubten wir bestimmt angeführt
zu sein, und meine Mutter wollte um jeden Preis abbrechen.
Sie war sehr bestürzt, der Dame eine derartige Dummheit
sagen zu müssen. Aber Herr C. . . liess nicht nach, da er
den Schlüssel des Räthsels haben wollte, und fragte: „Aus
welchem Grunde sagst du, dass er in Nigritien ist?" —
Und der Bleistift schrieb: „Er hat die Aufgabe, für die
Abschaffung der Sklaverei zu wirken." — „Warum hat er
eine derartige Aufgabe?" — „Weil er ein Neger ist." —
Meine Mutter, welche sehr entmuthigt war und kein Interesse
mehr an der Sitzung hatte, riss, als sie diese unannehmbare
und für die Dame beleidigende Erklärung sah, heftig
das Blatt Papier weg, ballte es zwischen ihren beiden
Händen zusammen und warf es, scheinbar unbemerkt, auf
die Erde.
Aber Frau B. M... hatte es gesehen und rief: „Gnädige
Frau, Sie haben hierzu kein .Recht, alles, was in diesem
Augenblick geschrieben wird, gehört mir.a Sie verlangte das
Papier, das ihr schliesslich gegeben wurde. Sie rollte es
auf und Frau P. .. sagte ihr, was darauf geschrieben war.
Sofort erhob sie sich, schien sehr erregt, wünschte uns einen
guten Abend und ging weg.
Wir waren starr vor Erstaunen. Meine Mutter wiederholte
unaufhörlich: „Das ist das erste Mal, dass wir so
angeführt worden sind, denn der letzte Satz ist ein
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