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Speck-Bohn: Ein eigentümlicher Fall von automatischer Schrift. 253
der Fall, (cf. jedoch die Erwiderungen in den „Proceedings
of the S. V. P," und Gurney : „Telepathie", Leipzig 1887).
Insbesondere haben die Versuche von Siägwick fast jeden
Werth verloren, nachdem einige seiner Medien auf Betrug
ertappt wurden und gestanden, sich bei den Versuchen 8!%
einer Zeichensprache bedient zu haben. (Kuhlenbeck S. 96.
Lehmann S. 385). Den schwersten Schlag für die Vertreter
der Telepathie bedeutete aber die Arbeit von F. C. C. Hansen
und Alfred Lehmann: „Ueber unwillkürliches Flüstern" (in
Wundfs „Philosophischen Studien", Bd. 11. Leipzig 1895),
worin die Verfasser den Nachweis führen, dass alle
Gedankenübertragung auf unwillkürlichem Flüstern beruhte.
Mit der Aufdeckung dieser neuen Fehlerquelle sind auch die
du Preschen Versuche („Studien aus dem Gebiete der Geheimwissenschaften
." 1891. S. 1—53) entwerthet worden*)
Unter du Prefs Versuchen ist nicht ein einziger, der nicht
durch diese Theorie zu erklären ginge. Wohl war jede
körperliche Berührung des Uebertragers und Empfängers
ausgeschlossen. Aber der Hypnotiseur sass dem hypnotisirten
Medium Lina gegenüber und konzentrirte Wille und Aufmerksamkeit
auf die vorzunehmende Handlung. Unter solchen
Umständen waren — wie wir gleich sehen werden — alle
Vorbedingungen für ein unwillkürliches Flüstern gegeben.
Da meine Leser möglicher Weise mit der Hansen-
Lehmann*'sehen Theorie nicht bekannt sind, muss ich darauf
etwas ausführlicher zu sprechen kommen. Ich bemerke
jedoch ausdrücklich, dass ich mit diesen Ausführungen kein
definitives Urtheil über die Telepathie abgeben möchte,
sondern es an dieser Stelle dahin gestellt lasse, ob durch die
Z.'sche Theorie eine supernormale Telepathie endgiltig als
unhaltbar erwiesen ist. Es kommt mir nur auf den Nachweis
an, dass im vorliegenden Falle die Lehmann7sehe
Erklärung ausreichend ist, und daher nach dem Prinzip
der Sparsamkeit mit Erklärungsgründen [N.B. als möglich
! Red.] angenommen werden muss.
Es giebt Vorstellungen, die oft mit Bewegungen verbunden
sind, so z. B. die des Gehens, Sprechens u. s. w.
Beim normalen Menschen wird jede Vorstellung, für die
man nur einen Namen oder ein Wort hat, aufs engste an
*) Während der Correctur ist in der „Uebersinnlichen Welt"
S. 98 ff. eine Arbeit von Dr. Kresin erschienen, in der der Verfasser
die du Prehohm Versuche für „völlig ein wandsfrei4 erklärt und behauptet
, jeder, der „ohne aprioristische oder einseitige Vorurtheile"
an ihr Studium herantrete, müsste davon Oberzeugt werden. Ein
solches Urtheil ist mir nur dadurch erklärlich, dass der Herr Verfasser
die Lehmann'achen Arbeiten nicht kennt.
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