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Dankmar: Curiosa aus der Teufels-Periode des Mittelalters. 265
Aber nicht nur von Revenants, Alraunen und koboldartigen
Elementarwesefc, auch von Teufeln, die in
Menschengestalt erscheinen, liegen uns viele
Berichte vor. Schon in der Heiligenlegende von St. Germanus
findet der heilige Mann in einem Haus beim gedeckten Tisch
Männer und Weiber sitzen in der ihm bekannten Gestalt
Benachbarter; als man nun in die Häuser dieser sendet,
werden sie Alle in ihren Betten befunden; der Heilige
beschwört nun die Anwesenden, die sich jetzt als Dämonen
entpuppen, welche in Gestalt bekannter Menschen Germanum
hätten täuschen wollen. — Bei dem schon öfters erwähnten
Lerchheimer lesen wir die ergötzliche Geschichte, wie sich
der Teufel in Gestalt eines Edelmannes mit „zween
Dienern, die sich auf musicam wohl verstanden," bei einem
Wirth in Rothenburg an der Tauber einfindet und um
dessen ebenso schöne, als tugendsame Tochter wirbt. Doch
der Wirth riecht mit feiner Nase den Teufelsbraten, bestellt
einen frommen „Kirchendiener" dazu, und als der Edelmann
wiederum „banquettiretfängt er mit jenem ein Gespräch
über Gottes Wort an, was den Edelmann „verdreusst." Auf
das Beschwören im Namen Jesu fahren die Teufel davon:
„seynd verschwunden, vnd lassen einen bössen, vnleidenth-
lichen Gestank hinter sich im Hausse , vnd bleiben drey
Leichnam, so vorherr am Galgen der Stadt gehenket, in der
Stuben dafür liegen.a — Wenn uns nun im Anschluss an
diese Werbungsgeschichte um ein frommes Mägdlein,
Historien vorkommen, wo der Teufel mit Weibern in Gestalt
eines Ritters Unzucht treibt, wo er sich tückischer Weise
in die Gestalt des heimlich Geliebten kleidet und so keusche
Jungfrauen verführt, die Monate lang glauben, mit ihrem
rarisehe Nachweise bringt, im Uebrigen aber ein Dummkopf ist, liest
man im III. Band, p. 418 seiner „Bibliotheca magica" die Geschichte von
der gespenstischen Hand „Eckerken", die im Cleviseben auf der
Landstrasse Wagen umgeworfen, bei hellem Tage die Fuhrleute in den
Graben geschleudert habe u. s. f. Hauber, der dies aus Bodinus?: „de
magorum daemonomania44, Hb. III. cap. II, 458 ff. entnimmt, bemerkt
dazu: dass dies eines der vielen Märchen Bodin's sei, erhelle schon
daraus, dass Wieras, der zu der Zeit U535) im Clevischen gelebt,
nichts davon in seinen: — „De praestigiis daemonum" — berichte.
Horst schreibt dies nun Haubern getreulich nach: „Was die Erzählung
kritisch vollends zur blossen Pöbel-Legende stempelt, ist das, dass
Wierus ... nichts davon hat!" — Nun steht aber bei Wierus Lib. VI.,
Cap. XXV, p 712 ganz ausführlich die Geschichte vom „EckerkenH...
„nec aliud aequum videbatur, quam manus effigies. Eckerken huic nomen
indebatur." — Wierus nennt auch den Namen der Hexe, die dies
Maleficium verübt haben soll und deshalb verbrannt wurde: Sybüla
Buiseops. — Bodinus hat die Geschichte jedenfalls Wierus entnommen,
da dieser ja fünfzehn Jahre vor jenem sein Hauptwerk herausgab.
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