Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
26. Jahrgang.1899
Seite: 268
(PDF, 195 MB)
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268 Psychische Studien. XXVI. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1899.)

minutiösesten Details der Sache mit der Sorgfalt eines echten
Scholastikers, und nach ihm existirt kein Zweifel, dass der
Teufel mit Weibern wirklich Kinder zeugen könne, welche
an Kraft und Weisheit alle anderen überragen.*) Und so
kann es uns auch nicht Wunder nehmen, wenn Caesarius
von Heisterbach in seinen „Dialogen" die Hunnen für
solche, mit hässlichen und deshalb ausrangirten Gothenweibern
erzeugte Teufelskinder hält.**)

Aus dem Allem ersieht man auch, dass alle Griind-
bestandtheile, worauf sich der Hexenprozess stützt, schon
lange vor der bekannten Bulle Innocenz VIII. vom
5. Dezember 1484 vorhanden waren und von dieser nur
sanktionirt und zum Dogma erhoben worden sind.

Haben wir bis jetzt den einen Grundbestandteil: Die
Buhlschaft mit Satan konstatirt, von der es in jener
klassischen Bulle heisst: „Cum daemonibus incubis et
8uccubis abuti", so finden wir auch den zweiten: Das
Homagium, d. i. die dem Teufel dargebrachte Huldigung,
schon 45 Jahre vor dieser Bulle im „Portalitium fidei"
des Franziskaners Alphonso de Spina***) woselbst steht, dass
in der Dauphine und in Gascognien die Weiber nächtlings
zusammenkommen mit angezündeten Lichtern und einem
Bock, „el boch de bitne" genannt, „adorant illum aprum,
osculantes eum in ano suo." Denselben Kuss auf die Posteriora
finden wir beim Hexenprozess zu Arras 1459.-}-) Doch nicht
der Hexenprozess an sich interessirt uns hier, sondern wir
wollen über das noch Einiges beibringen, was wir den
„Eck- und Grundpfeiler" des Incubus-Glaubens genannt haben:

*) Die entscheidende Stelle findet sieh in Thomas von Aquino's:
„Summa theologica" pars I., quaest. 51, art. 3. (Opera omnia, Romae
1889.) Ausdrücklich bemerke ich noch, dass in der deutschen Ausgabe
der „Summa" (Regensburg, Manz, 1892) diese wichtige Stelle vom
katholischen Uebersetzer einfach unterschlagen worden ist.

*•) Man vgl hierüber „Psych. Stud." Deceuaber-Heft 1891, S. 583 ff.
***) E. D. Hauber: „Bibl. mag." II, 18, 423 ff. Dieser Alphonso
de Spina, ein spanischer, getaufter Jude, Franciseaner und Inquisitor,
der 1459 sein — „Portalitium fidei contra Judaeos, Saracenos aliosque
christianae fidei inimieos", — schrieb, ist nicht zu verwechseln mit dem
Dominikaner Bartholornaeus Spina, dem fanatischen Bluthund, der
natürlich „sacri palatii Apostolici magister" zu Rom war und 1522
seine — „Quaestio de strigibus seu maleficis" herausgab; letztere ist
meist im Tomus IL des „Malleus Malefiearum" enthalten. Da weder
Horst, noch Soldan, noch Kieseweüer es erwähnen, so muss ich hier auf
ein noch wichtigeres Buch desselben Autors hinweisen. Sr. Hoch«
würden Bartholornaeus Spina hielt es nämlich für nothwendig, bereits
1531 einen „Novus Malleus Malefiearum" herauszugeben, welcher für
die romanischen Länder hohe Bedeutung erlangte — fast so hohe wie
für Deutschland das Werk Sprenger^ und Institoris.

f) E. I). Hauber: „Bibl. mag." I, 2, 64 ff.


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