http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1899/0303
Kurze Notizen.
293
Sekunden wurden diese Gegenstände von der Dame mit
Namen genannt.*) Länger dauerte es, bis dieselbe ein
medizinisches Instrument erkannte, das ein zweites Mitglied
ihrem Begleiter tibergab. Dabei sagte sie: „Ja, das ist
schwer zu erkennen, das ist ein chirurgisches, nein, ein
medizinisches Instrument/1 Endlich nannte sie den Namen:
n Plessimeter." Die Tochter blieb bei diesen Versuchen auf
der Bühne, während ihr Vater im Parterre herum ging;
auf die Logen kam er nicht. Die angeführten Versuche
überzeugten die anwesenden Vereinsmitglieder, dass man es
hier mit blosser Gedankenübertragung zu thun
hatte. Bei den von dem erwähnten Vereine beobachteten
Thatsachen war ein Betrug ausgeschlossen. Selbstverständlich
ist damit nicht gesagt, dass bei solchen erwerbsmässigen
Schaustellungen zuweilen nicht auch Taschenspielertriks **)
mitunterlaufen.
Wien, am 14. März 1899.
August Eder, m. p., Obmann.
Rudolf Scheie, dzt. 1. Schriftführer.
e) Der internationale Friedens-Kreuzzug.
Es ist bezeichnend, dass Herr Stead, der jedem Okkultisten
rühmlichst bekannte Herausgeber der „Review of Reviews",
die Initiative zu einem Kreuzzug für den Weltfrieden
ergriffen hat. Er giebt zu diesem Zwecke ein besonderes
Blatt heraus, „War against War", in welchem er seine
Kreuzzugspläne bekannt giebt. Die zweite Nummer des
Blattes enthält über Stead's „Kriegsplan zur Erreichung des
Friedens" folgende Mittheilungen: Stead fragt sich zunächst,
ob es nicht möglich sein wird, von je vierzig Unterthanen
der Königin von England wenigstens einen für die Friedenssache
zu gewinnen. Das würde eine Million Anhänger ergeben.
Die „Freiwilligen" müssen sich für drei Monate verpflichten,
*) Zur Entscheidung der Frage, ob von echtem Mediumismus der
Dame, bezw. wirklicher Telenergie die Rede sein kann, wäre es von
besonderer Wichtigkeit zu erfahren, ob ihr Begleiter dabei irgend
welche Worte sprach, bezw. Fragen an sie richtete. Nach dem eigenen
Zugeständniss solcher bezahlten „Gedankenleserinnen" liegt ihr ganzes
Geheimniss meistens in der Art der Fragestellung. Red.
**) Nach der ziemlich reichhaltigen Erfahrung des Unterzeichneten
handelt es sich bei den meisten derartigen Schaustellungen lediglich
um mnemotechnische Kunststücke (mit Stichwörtern, vermöge eines
zur Virtuosität ausgebildeten Systems der Zahlenübertragung in Buchstaben
und dei Buchstaben in Zahlen), worüber man in der bekannten
Schrift von Arthur W. Cumberland, „Der Experimentalspiritist als Orakel,
Hellseher, blinder Rechner und Gedächtnisskünstler'4 (Stuttgart, Levy
und Müller, M. 1,20) nähere Auskunft findet. Die erwähnten Taschen-
spielertriks sind schon durch die Schriften des Antispiritisten Karl
Willmann in Hamburg zur Genüge bekannt. Dr. Fr. Mater.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1899/0303