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Handrich: Analogem spiritistischer Phänomene. 303
ich nicht von den professionellen „Triks" der PseudoMedien
und Zauberkünstler! — Mit Hinsicht auf den
vierten der Männer möchte ich eines unter vielen selbsterlebten
Vorkommnissen erwähnen. Vor Jahren stattete
ich einer in Brooklyn wohnhaften Dame einen Besuch ab,
deren seitdem verstorbene Schwester — eines der vorzüglichsten
Medien — gleichfalls anwesend war. Wir drei sassen
in dem von Wohlstand zeugenden Empfangszimmer, das
nach einer Avenue zu gelegen ist, und erfreuten uns an den
zu Stande kommenden Manifestationen der Unsichtbaren.
Als eine längere Pause in denselben eintrat, äusserte ich
meine Ansicht, dass die Kraft erschöpft sei und wir nichts
weiteres zu erwarten hätten. In dem Moment erblickte
ich in unserer unmittelbaren Nähe die in matt leuchtende
Gewänder gehüllte materialisirte Gestalt des theuersten
meiner vorangegangenen Wesen. Als ich ihr zum Abschiede
die Hand reichte, löste sich die Gestalt auf und an ihrer
statt erstand eine neue, in der die beiden Damen eine verstorbene
Nichte erkannten und aufs herzlichste begrüssten.
Die Zahl solcher, die sich zu materialisiren vermögen,
wächst zusehends und ebenso häufig ist das ßerührtwerden
von materialisirten Händen — mit Ausschluss des übrigen
Körpers. Mit Bezug auf solche lesen wir in Daniel X, 10:
„Und siehe mich rührte eine Hand an und half mir auf
meine zitternden Kniee und Hände," ebenso im V. Cap. 5:
„Eben zu derselben Stunde gingen Pinger einer Menschenhand
hervor, die schrieben gerade dem Leuchter gegenüber
auf die getünchte Wand des königlichen Palasts und der
König (Belsazar) erblickte die Hand, welche schrieb," und
Vers 8: „Hierauf wurden alle Weisen (die Beschwörer, die
Chaldäer und die Wahrsager) hineingebracht; sie konnten
aber weder die Schrift lesen, noch dem Könige ihre Bedeutung
anzeigen." —
Es liegt in der Natur der mediumistischen Veranlagung,
dass die Medien auch solchen Intelligenzen zum Werkzeuge
dienen, deren Sprache ihnen unbekannt ist.
Gleich tausend anderen, so erhielt ich unter anderem
durch Stade zwischen meinen Schiefertafeln spiritistische
Kundgebungen in sechs verschiedenen Sprachen — „in
fremden Zungen" wie es von den Aposteln heisst —, und da
ich weder im Alt- noch im Neugriechischen bewandert bin,
das Medium aber auch nicht, so liegt schon in diesem eine
Garantie für die Echtheit der Botschaften.
Es würde ein Buch, an Inhalt der Bibel gleich, erfordern,
um allein das alte Testament analogisch mit den Vorkommnissen
auf dem Gebiete des Spiritismus zu beleuchten. —
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