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Wetzel: Direkte Geisterschrift.
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Experiment I.
Ich verfolgte den Zweck, direkte Geisterschrift unter
Umständen zu erzielen, welche jede Möglichkeit des Betruges
ausschlössen und in Verbindung damit womöglich eine
Geisterphotographie meiner Tochter zu erhalten,
weiche 1882 gestorben war. Dies im Auge behaltend hatte
ich am 20. August 1894 eine Sitzung bei einem Geisterphotographen
, welcher von mir Nichts wusste ausser meinem
Namen. Mit Vorbedacht enthielt ich mich, das Negativ
sowohl als auch das fertige Bild zu betrachten, ehe ich nicht
eine Sitzung bei Miss Bangs hatte, um jedeMöglichkeit
einer Gedankenübertragung auszusch Ii essen.
Ais ich dem Photographen zu meinem Bilde sass, war es
mein sehnlichster Wunsch, dass meine Tochter auf der
Platte erscheinen möchte. Es kam mir nicht in den Sinn,
an irgend einen anderen Geist zu denken. Sollte also irgend ein
anderer Geist auf der Platte erscheinen, so hatte Gedankenübertragung
Nichts damit zu thun. Am nächsten Tag riss
ich in meiner Wohnung von meinem Schreibblock einen
Zettel ab und schrieb Folgendes darauf:*)
Copie der Schrift: A bezeichnet.
Aug. 21, 1894. 0.—
(>4' Erschien Jemand mir Bekanntes auf meiner gestrigen
Photographie? Wenn dies der Fall, wer ist es? —
Darnach riss ich von dem Papier ein Stück ab und
zeichnete es mit B, um etwaige Verwechselungen sofort
nachweisen zu können. Den beschriebenen Theil des Papiers
steckte ich, nachdem ich es zusammengefaltet, in ein Couvert
und klebte dasselbe zu. Nächsten Vormittag hatte ich
Sitzung bei Miss Bangs. Ich schlug ihr vor, eine Geisterantwort
auf eine Frage zu erwarten, welche ich auf ein
Papier geschrieben und in einem Couvert verschlossen hatte.
Sie war nicht sicher, ob das Experiment gelingen würde,
wollte aber den Versuch machen. Sie gab mir ein paar
Schiefertafeln, zwischen welche ich das verschlossene Couvert
eigenhändig legte, dann wurde ein Gummiband um die
Tafeln gelegt und dieselben in die Schleife einer Schnur
gebracht, welche von der Zimmerdecke bis ungefähr auf
6 Fuss herunterhing. Das Medium nahm dann seinen Platz
*) Anmerkung. Wenn der Name 0.— />.— gedruckt erscheint,
so wurde er stets in den Mittheilungen voll ausgeschrieben. Es war
ein Kosenamen meiner Tochter, mit welcher ich sie während ihrer
letzten Krankheit anredete, und ausser uns beiden Niemand Anderem
bekannt.
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