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316 Psychische Studien. XXVL Jahrg. 6. Heft. (Juni 1809.)
wieder ein und verliess denselben nicht wieder vor Sehluss
des Experimentes. Nach ungefähr zwanzig Minuten glaubte
sie, es sei etwas auf dem Papier geschrieben; sie stand auf,
nahm die Tafeln aus der Schlinge und übergab sie mir.
Ich entfernte das Gummiband und entnahm aus ihnen das
versiegelte Couvert. Miss Bangs war neugierig zu erfahren,
ob das Experiment geglückt sei, und forderte mich auf, das
Couvert zu öffnen, was ich jedoch verweigerte. Sie versuchte
sodann dasselbe in die Hände zu bekommen, um es gegen
das Licht zu betrachten. Ich wehrte ihr aber, es in die
Hände zu nehmen oder es auch nur zu berühren. Jedoch
erlaubte ich ihr, indem ich es selbst in den Händen behielt,
hindurch zu sehen, indem sie ein angezündetes Streichholz
an die andere Seite hielt, Sie schien überzeugt davon, dass
Etwas auf dem Papier geschrieben stehe. —
Nachdem ich in meine Wohnung zurückgekehrt, holte
ich das Stück Papier, welches ich zum Zwecke des Wahrheitsbeweises
vorher abgerissen hatte. Anwesend waren zwei
Herren, Golonel Mall er y von der Vereinigten-Staaten-Armee
und Mr. Charles H. Foung, unser Wirth, beides Ungläubige
im Spiritismus. Als ich das Couvert öffnete und ihnen
zeigte, dass beide Papierstüeke aneinander passten, erklärten
sie, dass eine Verwechselung der beiden Papiere allerdings
unmöglich gewesen sei. Beide Papiere lege ich Ihnen bei.
Sie sind A und ß gezeichnet. Colonel Mallery ist seitdem
verstorben. Mr. foung wohnt, glaube ich, jetzt in Lowell,
Mass. Briefe, welche jetzt nach Onset, Mass. gerichtet
werden, gelangen jedenfalls in seinen Besitz. —
Nachdem das Papier, auf welches meine Frage geschrieben
war, entfaltet war, fanden wir Folgendes unter meinen
Schriftzügen geschrieben: „Mein lieber Freund! Alle Freunde
waren gestern bei Eurer Prüfungssitzung anwesend. Wir
versuchten Euch eine Ueberraschung zu bereiten und wenn
der Erfolg der ist, welchen wir hoffen, so werden wir Euch
den Beweis grosser Freundschaft erbringen. Darum wartet
geduldig auf die Resultate. Wie immer der Eurige 0.— D.—
Allem Anschein nach wusste der Schreiber dieser Zeilen
nicht, wer 0.— war, und es sah aus, als schriebe eine
andere Intelligenz unter obigem Namen. Diese Geisterschriften
werden aber bekanntlich meist unter Diktat geschrieben
, und der schreibende Geist setzt oft seinen Namen
anstatt des wirklich mittheilenden Geistes darunter, fügt
auch manchmal seine eigenen Gedanken noch dazu. In
diesem Falle war jedoch, wie sich zeigen wird, die Antwort
im Wesentlichen wahr. Die überzeugende Thatsache bei
dieser Schrift war eben die, dass unter obiger Antwort mit
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