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322 Psychische Studien. XXVI. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1899.)
Die Materie besteht nach den Theorien der exakten
Wissenschaft aus Atomen. Diese Atome stellt sie sich als
Kraftcentren vor, die ihrer Umgebung Widerstand entgegensetzen
. „Wenn wir entsprechend der gewöhnlichen Vorstellung
von den Atomen" schreibt Crookes, „das Partikelchen der Materie
ohne jede Kraft a nennen und mit m das Kraftsystem
bezeichnen, das sich in dieser oder um diese Materie befindet,
so verschwindet nach der dynamischen Theorie das a oder
es wird zu einem rein mathematischen Punkt, während es
der allgemeinen Vorstellung nach ein kleines, unveränderliches
, undurchdringliches Stück der Materie ist, und m eine
darum gelagerte Atmosphäre von Kraft. Die Substanz
besteht aus den Kräften m und in der That,, welche Vorstellung
können wir uns von dem Kern ohne seine Kräfte
machen? Alle unsere Wahrnehmungen, alle unsere Kenntnisse
des Atomes und selbst unsere Einbildungskraft
beschränken sich auf die Vorstellung von seinen Kräften;
von welchem, uns noch unbekannten geistigen Standpunkt
aus sollten wir dieses eingebildete a, das sich von den
bekannten Kräften emaneipirt hat, betrachten? Wenn wir
uns ein Atom als ein Kraftcentrum denken, so wird man
das, was man gewöhnlich als Gestalt bezeichnet, von jetzt
an als die Disposition und die relative Intensität der Kräfte
bezeichnen."
Damit hört die Materie auf, „Materie" zu sein, erscheint
nicht mehr als Gegensatz zur „Kraft", sondern als eine
specielle Erscheinungsform derselben. In der Natur beobachten
wir die Erscheinung, dass Materie Kräfte latent enthält,
um sie unter gewissen Umständen nach aussen abzugeben.
Da wir nun Materie als Kraft betrachten, so stehen wir
vor der merkwürdigen Thatsache, dass eine Kraft eine andere
latent festzuhalten vermag und nichts liegt jetzt näher, als
anzunehmen, dass es Kräfte geben könne, die jene specielle
Kraftform enthalten, die man gewöhnlich als „Materie"
bezeichnet. Vermag ferner eine Kraft eine andere zu
kompensiren, so ist auch eine Kraft denkbar, welche „Materie"
kompensirt, d. h. die einzelnen Kraftcentren der Art lockert,
dass die Wahrnehmbarkeit für das normale Auge sich vermindert
oder völlig verschwindet.
Wir kehren nun zu unserem Thema zurück. Die Bilder,
die bei der Transscendental-Photographie auf der Platte
entstehen, können nur durch Strahlungen verursacht werden,
und die Verschiedenartigkeit ihrer Entstehung kann nur in
der Eigenthümlichkeit der Strahlungen selbst liegen. Da
aber alle Strahlungen auf Schwingungen des Aethers, durch
die Moleküle eines Körpers verursacht, beruhen, so müssen
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