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Kuiepf: Zur Physik der Astrologie.
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machen soll, ob man nämlich die Gestirneinflüsse als
primäre Ursache unserer Individualität anzusehen hat,
oder ob sie gleichsam mit zu unserer Wesensart, wie ein
kosmischer Reflex derselben gehören, so dass also unser
sichtbarer Körper nur eine gleichsam zentrale Verdichtung
sein würde, — das ist das grosse Problem,
welches uns über die physische Astrologie hinausführt. Doch
hat dieses übergreifende Problem nicht etwa nur für die
Menschenwelt Gültigkeit, sondern umfasst die gesammte
irdische und weiterhin sichtbare Natur. Hier beginnt das
Reich des eigentlichen Okkultismus, wenn man es so
nennen will. Vorläufig gilt es, die heutige, in einen groben
Materialismus verfallene Bildung auf dem ihr allein begreiflichen
Wege des physikalischen, naturwissenschaftlichen
Denkens auf Dinge hinzuleiten, welche sie mit Unrecht in
die Rumpelkammer der Vorurtheile geworfen hat, und sie
darauf aufmerksam zu machen, dass sich der dynamische
Zusammenhang im Universum bis auf Reaktionen in unseren
innersten Hirntheilen erstreckt, dass der Mond z. B., um das
Nächstliegende anzuführen — nicht etwa nur Ebbe und
Fluth im Meere und Luftmeere, und Eklipsen nicht nur
kritische Tage, was das Wetter angeht, bewirken, sondern
dass durch dieselben Kräfte auch unser Zustand physiologisch
und psychisch — und dies nicht etwa vom Wetter aus —,
sondern direkt beeinflusst wird, Die Astrologie giebt
hierüber Auskunft; wer über sie absprechen will, muss sie
auch studirt haben; das blosse Zweifeln und „Abkanzeln"
vom Katheder herunter ist ein überdies heute schon völlig
machtloses Verfahren. Man kann den Gang der Dinge hier
so wenig hemmen, wie die Entwickelung der modernen
Technik.
Die Wissenschaft von heute ist wieder auf dem Punkte
angekommen, von wo aus in die Gebiete des Zusammenhangs
von physischen und psychischen Phänomenen eingedrungen
werden kann. Die Hochpotenzen der Homöopathie geben
eine vorzüglich passende Vergieichung her, wie stark fluide
und magneto-dynamisch potenzirte Arcana physiologisch und
zugleich psychisch wirken. Dies ist gewissermassen halbokkulte
Medizin! Und dass der Erdmagnetismus physiologisch
wirkt, hat Ziegler experimentell nachgewiesen; seine Kaninchen
mussten diese Experimente sogar auch mit dorn Tode büssen.
Die astrologisch in Betracht kommenden Reaktionen sind
allerdings noch viel feinerer Art; indessen fühlen Viele die
Wirkung starker Gestirnaspekte auch unmittelbar, wobei
alsdann zunächst die gröberen Elemente dieser kosmischen
Magnetisation in Betracht kommen. Die magnetische Iris,
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