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334 Psychische Studien. XXVI. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1899.)
(Coloniae 1489,*) in welchem es (Pars II, Cap. IV, 265 sequ.)
heisst: dass kein Mensch, der Vernunft habe, an der
Unzucht der Hexen mit den Teufeln zweifeln könne, und
wo die Bede auf die, von diesen Buhlteufeln erzeugten
Biesenkinder kommt, wird es genau bewiesen, dass und
warum diese an Kräften allen anderen Kindern überlegen
sein müssen, und zum Schluss heisst es: „Darum
ist es gar kein Wunder, dass auch noch heutigen Tages
die daemones incubi so starke Menschen hervorbringen, wie
die Bin6-Elohim der alten Welt es gethan." — Also
man sieht, wieder und wieder ist jene unselige Stelle aus
der Genesis der springende Punkt, um den sich Alles dreht,
und sie hat unsagbares Unheil über die Menschen gebracht!
Da nun das Christenthum — wie ich es gezeigt zu
haben glaube — die fixen Normativbestimmungen seines
Dämonenglaubens und seiner Zauberei (Goötik) aus dem
Judenthum entnommen hat, so ist schon a priori anzunehmen,
dass es im Judenthum selbst viele Zauberer gegeben haben
muss, — und das ist auch der Fall. Schon oben sagten
wir, die Bine-Elohim (Bgregoren) hätten die Menschen auch
in der Zauberei, in der Kenntniss zauberischer Worte, in
der Wirkung zauberischer Pflanzen und Steine unterrichtet.
(Man denke an Cagliostro's Ausspruch, er wirke „in verbis,
herbis et lapidibus.") So erzählt denn auch der Talmud,
dass der berühmte Zauberer Bilearn, der im Auftrage der
Moabiter Israel verfluchen soll, seine Zaubereien von Asa
und Asael gelernt habe; weshalb er Numeri XXIII, Vers 7
auch sagt; „Aus Syrien hat mich Balak, der Moabiter König,
holen lassen von dem Gebirge gegen Aufgang u. s. f.;*1
— unter „Gebirge" ist aber hier zu verstehen: das Gebirge
H&rre K6dem, von dem wir schon früher sagten, dass
daselbst die beiden Egregoren in einem Abgrunde angekettet
seien. — Der jüdische Faust des Alterthums
ist Solomon, von dem ebenso viele, ja noch grössere Wunderdinge
erzählt werden, als von unserem Faust. König Solomon
fliegt auf einem Adler jeden Sabbath zu Asa und Asael,
um von diesen Unterricht in der Zauberei zu erhalten; in
der Petschaft eines Ringes trägt er den bergespaltenden
„Wurm Schamir", den ihm Auerhahn besorgt hat, und
welcher ihm die Steine zu seinem Tempel zurecht hauen
muss. Alle Teufel dienen ihm als Knechte und Mägde, er
verstand alle Sprachen und herrschte über alle Geschöpfe
*> 6r'. C. Borst in seiner „Daemonoinagie." 1818, Bd. II, 39—117,
bringt eine ausführliche Besprechung des „Malleus maleficarum", die
ich Denjenigen zu lesen rathe, welche nicht zum Originalwerk kommen
können.
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