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Dankmar: Curiosa aus der Teufels-Periode des Hittelalters. 335
der Erde, die Thiere mit einbegriffen, und er lässt sie alle:
die Könige der Erde und die Gespenster, und die Vögel
des Himmels und die Thiere der Erde in seinen Palast
kommen, und sie müssen ihm gehorsam sein und vor ihm
tanzen. — Schon Erzvater Abraham hat den Kindern seiner
Kebsweiber ein richtiges „Zauberbuch" hinterlassen, und
„Emeck Mamm61echw (fol. 108, col. 2) steht ausdrücklich,
dass alle Mitglieder des hohen Synedriums zaubern können
mussten, damit sie fähig wären, einen Zauberer zu
richten, und so sehen wir denn auch, dass alle grossen
Rabbinen die unerhörtesten Zauberthaten vollbringen. Um
nur ein Exempel zu berichten, so wird z. B. von einem
Wunder-Rabbi erzählt, der beim Scheine eines ewig
brennenden Lichtes sich mit magischen Manipulationen
beschäftigte, und als das Volk, das nächtlings sein Haus
umlagerte, Anstalten macht, es zu stürmen, drei Mal mit
einem Hammer auf einen goldenen Nagel schlägt und siehe
da! — der Erdboden vor seinem Haus öffnet sich und verschlingt
den beutegierigen Pöbel. — Von einem jüdischen
Zauberer, den man den jüdischen Faust des Mittelalters
, resp. der carolingischen Epoche, nennen kann, wollen
wir noch sprechen: dem Leibarzt Ludwig'§ des Frommen
(814—840) — dem Physiker und Kabbalisten Sedechias, der
die Menschen von dem Vorhandensein der Elementargeister
überzeugen wollte und ganze Heere von diesen in Schlachtordnung
erscheinen oder in Luftschiffen umher segeln Hess.
Ausserdem wird auch von ßelrio — „Disquisitiones magicae"
(lib, II, quaest. 8, p. 134) folgendes von ihm erzählt: „Huc
referendae sunt ludificationes Zedechiae Judaei, qui fuit
tempore Ludovici pii et hominem in aera jactabat et in
membra discerpebat, et ea recollecta adunabat, currum etiam
onustum foeno cum equis et agitatore coram toto populo
absorbebat. („Trithemii Chron. Hirsaug.")*) — Die s*ste
Geschichte von dem in Stücke zerreissen, in die Luft werfen
und wieder zusammensetzen, wird in ähnlicher, aber
complicirterer Weise bei Lerchheimer von einem Edelmann
A. v. Th. und im „Faust-Buche* von 1587 (/. Schritte „Kloster",
Bd. II, p. 1042) von Faust selbst erzählt und als Zauberwerk
indischer Fakire, z. ß. von Kellar aus allerneuester
Zeit berichtet; und dieser, der selbst Staunenswerthes
*) »Trithemii Chron. Hirsaug." merkt Deliro und nicht ich an.
Das bedeutet also so viel: Deliro hat das Berichtete entnommen dem
„Chronicon Hirsaugiense" des Abtes Tritheinu das dieser 1495 sehrieb
und später (1509) selbst zu den „Annales Hirsaugienses" erweiterte.
Ersteres ist zuerst in Basel 1599 in folio. letztere 1690 zu St. Gallen in
folio gedruckt.
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