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336 Psyobisohe Studien. XXVI. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1899.)
erlebte,*) erklärt ausdrücklich: es könne hier nicht
hypnotische Suggestion vorliegen, welch' kühnem Ausspruch
Charles Thomassin (damals Kedacteur der „Sphinx") beifügte:
nähme man dies nicht an, dann müsse man darin einen
Beweis der Macht des Geistes über die Materie erblicken,
welcher uns in die Tiefen der occultistischen Geheimnisse
führen würde **)
(Fortsetzung folgt.)
Wissenschaft und Okkultismus.
Von Wilhelm Scliölermanii.
(Schluss.)
Crookes erhielt nicht nur die gleichen, sondern noch viel
erstaunlichere Resultate, als diejenigen waren, welche zu
widerlegen (oder auf „„natürliche" Weise zu erklären) er
sich zur Aufgabe gestellt hatte. Er hat nun den Muth, zu
erklären, Alles sei wahr. Darob grosse Aufregung und
Enttäuschung Derer, welche zuversichtlich das Gegentheil
erwartet hatten und wissenschaftlich sich für berechtigt
hielten, nunmehr auch Orookes — die anerkannte Autorität,
den Entdecker des Thalliums — für unzurechnungsfähig zu
erklären. Die Richtigkeit der Untersuchungen wird aufs
Neue bezweifelt. Crookes bringt Zeugnisse von Theilnehmern,
Gelehrten wie er. Umsonst. Man will weder glauben, noch
*) Siehe die grossartigen Thatsachen, welche der bekannte,
englische Prestidigitateur Kellar von den Fakiren und Zulus berichtet
in „Sphinx" 1893, im Juni- und August-Heft Man vergl. hierzu noch
„Psych. Stud." Januar-, Mai, Juli-, September- und Dezember-Heft 1891,
S. 38,227,342, 419 und 559 ff. über das ähnliche Wunder des Fra Egidio.
**) Benützte zu diesem Abschnitt*. J. J. Buxtorffi „Synagoga Judaica"
1702, hauptsächlich aber Johann Andrea Eisenmenger*%\ „Entdecktes
Judenthum", Königsberg, 1711. — „Mit Seiner königlichen Majestät in
Preussen Allergnädigsten Special-Privilegio gedruckt." Mit diesem
Special-Privilegio verhält es sich so: Eisenmtmger war ein genauer
Kenner der hebräischen Sprachen, des Talmuds und der Kabbala,
Professor der orientalischen Sprachen zu Heidelberg und stellte aus
196 Schriften jüdischer Autoren dieses Werk zusammen, um zu beweisen;
„Wie die verstockten Juden die hochheilige Dreieinigkeit, Gott- Vater,
Sohn und Heiliger Geist erschrecklicher Weise lästern und die ganze
Christenheit auf! das äusserste verachten und verfluchen", wie der
Untertitel des Werks auch lautet. Dies Werk, ein dicker Foliant von
2037 Seiten, erregte ungeheuere» Aufseilen zu seiner Zeit, und die
Juden boten dem Verfasser 12000 Goldgulden für sein Nichterscheinen
an. Nach Eisenmmger'B Tode (t 20. Dezember 1704) gab es, auf Bitten
der Erben, König Friedrich L von Preussen herau«. (Man vergl. hierzu
noch Heinrich Beine?* „Disputation" im 3. Buche seiner „Hebräischen
Melodien.")
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