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350 Psychische Studien. XXVI. Jahrg. 6. Heft. (Juri 1899.)
sophie", wie Ludw. Ph. Thümmig, der Wolfianer, diese so
zuerst nennt) übereinstimmt« Trotzdem wird man schon
aus Achtung vor Immanuel Kanty% Charakter Kuno Fischers
Hypothesen nicht zustimmen können. Als der geistige
Vater des berüchtigten Religionsedictes (vom Jahre 1788)
am 12. Oktober 1794 Kant maassregelte, da meinte dieser
zwar, Schweigen sei Uuterthanenpflicht (was auch wieder
an Wolff erinnert), aber Alles, was man sage, müsse wahr
sein, freilich brauche man nicht alles Wahre öffentlich zu
sagen. Und £. E. Borowsky führt uns in seiner Kant-
biographie (Königsberg, 1804) folgenden Ausspruch des
grossen Weisen an: „Zwar denke ich Vieles mit der aller-
klarsten Ueberzeugung, was ich nie den Muth haben werde,
zu sagen; nie aber werde ich stwas sagen, was ich nicht
denke." — Sollte ein Mann, der so dachte, fähig gewesen
sein, etwas ex cathedra zu dociren, was er für unrichtig
hielt; fähig gewesen sein einer Selbstverleugnung,
welche an Charakterlosigkeit grenzen würde ? Ich sage: nein
und tausendmal nein!
Uebrigens wäre es mir sehr interessant, unseres allverehrten
Meisters Hu Prel Meinung über Kuno Fischers
Hypothese zu hören. — Bemerken will ich noch, dass
Professor Paul Hemel (der Urenkel Moses Mendelsohn's),
der verdienstvolle Uebersetzer von Carlyleh socialpolitischen
Schriften, in seinem Kolleg „Der Darwinismus als Weltanschauung
" du Prefs „Entwicklungsgeschichte des Weltalls14
ein Loblied (zu meiner innigsten Freude!) gesungen hat. —
Zum Schlüsse wünsche ich noch, verehrter Herr Professor
, dass sich Hübbe-Schleiden*§ Wunsch, den er im Märzhefte
der „Psych. Stud." ausgesprochen, erfüllen möge und
unsere Zeitschrift, unter Ihrer Leitung, wahrhaftig die
geistige Nachfolgerin der leider gemeuchelten „Sphinx"
werde! Womit ich schliesse und mit gesionungsfreundlichem
Grusse hochachtungsvollst zeichne, als Ihr ergebener
6. L. Dankmar.
c) Warnungen durch Schutzgeister gehören
bekanntlich zu den am häufigsten berichteten und am
besten beglaubigten okkulten Vorgängen. Einen sehr merkwürdigen
derartigen Fall erzählte dem unterzeichneten
Schriftleiter neulich ein naher Verwandter (Neffe), welcher
Mitte der siebziger Jahre die höhere Bürgerschule in
Konstanz am Bodensee besuchte, wo damals ein (seit einigen
Jahren verstorbener) Professor Ferdinand Heim als Lehrer
der französischen Sprache thätig war. Bei Besprechung des
Sprichworts: „Träume sind Schäume", sagte derselbe einmal
seinen Schülern, manche Leute geben freilich nichts auf
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