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Kurze Notizen.
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scheinigeii Tuch lose verbindet, scheinbar willkürlich
unter den Zuschauern herumgeht, angeblich um ihnen den
in sein Kästchen gelegten Gegenstand zu zeigen, dabei aber
thatsächlich den Namen desselben abbuchstabirt, indem bestimmte
Plätze für das auf dem Podium stehende „Medium"
bestimmte Buchstaben bedeuten. Darauf weist namentlich
die (auch vom Schriftleiter bei solchen Schaustellungen oft
beobachtete) Thatsache hin, dass der „Agent," wenn er von
einem Zuschauer auch noch so dringend an einen anderen
Platz gerufen wird, sich in der von ihm eingehaltenen
Reihenfolge des Herumgehens nicht stören zu lassen pflegt
und dass, falls er den betreffenden Gegenstand selbst nicht
recht kennt (wie dies offenbar mit dem im Mai-Heft erwähnten
Plessimeter zuerst der Fall war) auch die „Gedankenleserin
*1 diesen nicht zu bezeichnen vermag. — Herr
Rud. Schek selbst sendet uns bezüglich der Anfrage, ob und
was der Begleiter (Vater) der „Gedankenleserin" mit dieser
gesprochen, noch folgenden Nachtrag: — „Im Allgemeinen
sei bemerkt, dass die Gedankenleserin „Krebs" den Namen
eines Gegenstandes oft schon früher aussprach, als der
Vater eine Bemerkung machte, ja sofort nach der stets im
gleichen Tonfalle gehaltenen Frage: „Was ist das?a In
dem speziell vom Vereine beobachteten Falle mit dem
„Plessimeter" sagte das Medium, noch bevor von Seite des
Begleiters überhaupt eine Frage gestellt war, dass der zu
errathende Gegenstand ein chirurgisches Instrument wäre,
Sie verbesserte sich jedoch sofort mit den Worten: ^Ja,
das ist schwer zu erkennen . . . u. s. w.a Die Zeit bis
zum Aussprechen des Namens wurde bloss dreimal durch
die stets in gleicher Weise gesprochene Aufforderung des
Begleiters: „Nur schnell!" unterbrochen. Sonst wurde überhaupt
nichts gesprochen. Eine auffallende Bewegung der
Hand oder eine Drehung des Kästchens wurde nicht bemerkt
; ausserdem würde es in so kurzer Zeit kaum möglich
sein, den Namen eines Gegenstandes zu ermitteln, es wäre
denn durch gewisse Siegel; aber für jeden Gegenstand
spezielle Siegel? Bei dem Plessimeter hingegen hätte seine
alphabetische Vermittelung des Namens wohl eher zum gewünschten
Ziele führen müssen, als dies der Fall war. Im
Uebrigen stimmen wir ja mit dem geehrten Herrn Herausgeber
vollständig überein, dass man solche Vorkommnisse
äusserst skeptisch beobachten muss und selbst dann oft nicht
vor Betrug gesichert ist. Im Auftrage des „Wissenschaftlichen
Vereins für Okkultismus in Wien" Rudolf Schek, dzt.
1. Schriftführer. Wien, am 12. Mai 1899.
/) Ueber die flüssige Luft als Revolutionär
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