Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
26. Jahrgang.1899
Seite: 359
(PDF, 195 MB)
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Litteraturbericht.

359

Wartung entgegensehen darf. Das vorliegende Werk enthält eine Sammlung
von Monographien. Bei der ungemeinen Bestrittenheit der behandelten
Probleme müssen wir es uns leider versagen, auf dieselben im Einzelnen
einzugehen. Es genüge der Hinweis, dass Gutberiet im weitesten Sinne
für die Realität einer Seele und eines Gottes eintritt, und damit der materialistischen
Richtung der Psychologie, die diesen Begriff verneint, entgegentritt
. Trotz des konfessionell gefärbten Standpunktes des Verfassers
vergisst man keinen Augenblick, dass man vor dem Gedankenwerk eines
hervorragenden Denkers steht. Man mag darum anderer Meinung wie der
Verfasser sein; aber man wird seinen Ausführungen stets mit Interesse
folgen. — Für die Leser der „Psychischen Studien" dürfte der 7. Vortrag
.,Der Spiritismus ein psychologisches Problem" das meiste Interesse haben.
Aus diesem Grunde, und, weil ich es für erforderlich halte, der Arbeit
eines Mannes wie Gutberiet gegenüber gerade in diesem Gebiete Stellung
zu nehmen, gehe ich auf die Kritik des Kapitels näher ein. Es thut mir
leid, dass ich damit gerade den schwächsten Theil des Werkes behandeln
muss. Einen Rückschluss auf den Werth der anderen Aufsätze darf man
aus dieser Abhandlung nicht ziehen.

Gutberiet sucht den Nachweis zu fuhren, dass der Spiritismus ein
psychologisches Problem, und zwar nur ein solches sei. Der Begriff des
Spiritismus wird dabei von G. mit dem des Mediumismus bezw. Okkultismus
identifizirt — eine Unklarheit, die von vornherein Bedenken erregen
muss. Den Aufsatz leitet ein Abschnitt über Hypnotismus ein, der
im wesentlichen nur die Ansichten von Wundt, Scnmidkunz, Haan,
Schütz und Forel referirt, ohne auf das Thema tiefer einzugehen. Ihm
schliesst sich ein kurzes Referat über die Theorien du Prel% Aksakon^s
und RartmanrC* an, womit G. offenbar die diesbz. Theorie für erschöpfend
erörtert erachtet. Nur eine Bemerkung auf Seite 463 scheint zu beweisen,
dass G, auch Perty und Reich nicht ganz unbekannt sind. Wer die
Fülle des vorliegenden theoretischen Materials kennt, wird sich diese Be-
schränkung kaum anders erklären können, als dadurch, dass C. mit seinem
Thema nicht auf allzu vertrautem Fusse steht. Diese Muthmaassung wird
zur Evidenz, wenn man die nun folgende Kritik des Spiritismus liest.
G. wendet sich zuerst zu den intellektuellen Leistungen der Medien. Er
entwickelt seine Kritik nun nicht etwa an dem gesammten vorliegenden
Material, sondern an einem einzigen Falle. Dieser Fall sind die Beobachtungen
des Dr. von Wickede (Metaph. Rundsch., II, 1897, S. 32 ff.). Da
sich die spiritistischen Erscheinungen, wenigstens was die sog. Mittheilungen
der Geister anlangt, nach Gatberlet auf die Erscheinungen dieses Falles
zurückführen lassen, so setzt uns derselbe angeblich in den Stand, über das
Wesen des Spiritismus überhaupt ein muthmaassliches Urtbeil zu fallen. Mit
anderen Worten: G. greift einen Fall heraus, behauptet, dass alle anderen
Fälle ebenso liegen, und urtheilt daher von dem einzelnen Falle aus über
das ganze Gebiet. Solchen Behauptungen gegenüber kann ich Herrn G. nur
erwidern, dass er entweder nie selbst experimentirt hat oder die einschlägige
Litteratur weder gelesen, noch verstanden hat. Ich glaube nicht, dass
man mir allzu grosse Sympathie für den Spiritismus vorwerfen wird. Aber
gegen ein derartiges Verfahren wird nicht nur der Spiritist, sondern vor
allem die Wissenschaft energisch Protest einlegen müssen. Der Wickede-
sehe Fall stellt keineswegs einen Typus dar, auf den sich die ganze Welt
der psychischen Thatsachen des sogen. „Okkultismus" zurückfuhren lässt.
Im Gegentheil — er ist in vielen Beziehungen ein ganz aussergewöhn-
Hcher Fall. Mir sind nur sehr wenige ParalleJfälle bekannt, [cf. Dr. Steinbeck
, Der Dichter ein Seher. 1836. S. 470 ff. — Kerner, Seherin von
Prevorst. — E&tnung, Neue Geheimnisse des Tages. (Sehr schwach).
Annales des Sciences Psychiques. Jahrgang 1897. (Erscheint demnächst
in den Psychischen Studien.)] Zur Beurtheilung der sogen, spiritistischen


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