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Freudenberg: Elektrische Lichterscheinungen etc. 369
Die andere Hypothese, der zufolge dieser Funke eine
spezifische Eigenschaft der Elektrizität selbst wäre, ist
zweifelsohne nicht ohne wissenschaftlichen Werth, obwohl
auch diese Muthmaassung nur cum grano salis in Betracht
gezogen werden darf. In der That, diese Lichterscheinung
tritt nur während der elektrischen Entladung
ausschliesslich in der Luft oder in Gasen auf. Die elektrischen
Entladungen in flüssigen oder festen Medien sind von
keinerlei Funkenbildung begleitet. Dabei ist aber nicht
vom Glühen gewisser fester Körper beim Durchtritt von elektrischen
Strömen durch dieselben die Kede. Hierbei freilich
befinden wir uns thatsächlich der Umwandlung einer Energie
in eine andere gegenüber, und dementsprechend wird diese
Erscheinung nicht von einem Funken von sehr kurzer Dauer
begleitet, sondern von der Entwickelung wirklicher Wärme
und wirklichen Lichtes.
Jedenfalls muss man beachten, dass der elektrische
Funken selbst während einer Elektrizitätsentladung in der
Luft oder in Gasen nicht immer erscheint. Um ihn zu
erzeugen, bedarf es unbedingt bestimmter spezieller Bedingungen
, einer gewissen Feuchtigkeit und Dichtigkeit der
Luft oder der Gase. Von diesen Verhältnissen hängt nicht
allein der Funke selbst ab, sondern auch seine Form und
seine Farbe. So ist z. B. die Hervorrufung eines Funkens
unmöglich in vollkommen trockener Luft oder in solcher,
deren Druck 50 Atmosphären übersteigt, oder im Gegensatz
hierzu bei dünner Luft bis zur fast völligen Luftleere
(Crookex9 und Hittorff9sche Röhren).
Wenn man einen konstanten oder unterbrochenen Strom
durch ein mit verschiedenen Gasen oder luftförmig gemachten
Substanzen gefülltes elektrisches Ei*) hindurch gehen lässt,
oder den inneren Druck ändert, so erhält man Funken von
sehr verschiedener Form (runde, garhenförmige, trauben-
förmige, konzentrisch geschichtete, und von verschiedenen
Farben; die Rothorangefarbe überwiegt, nur nicht an den
Polen, denn dort herrscht die Violettpurpurfarbe vor).
Dergestalte Unterschiede entwickeln sich auch unter
dem Einfluss der verschiedenen Gase; athmosphärische Luft
und Sauerstoff geben einen weissen Funken, Wasserstoff
einen rothen, Quecksilberdämpfe und Kohlensäure einen
solchen von grüner Farbe, Stickstoff einen blauen etc.
*) Es ist dies ein gläserner Apparat in Eiforin, den man mit
Gasen oder einer beliebigen Flüssigkeit füllt und durch den man den
elektrischen Strom hindurch treten lässt. Vermittelst einer pneumatischen
Maschine kann man dem Inhalt des Eies jeden gewünschten
Grad von Spannung geben. — Anm. des Verf.
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