Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
26. Jahrgang.1899
Seite: 378
(PDF, 195 MB)
Bibliographische Information
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378 Psychische Studien. XXVL Jahrg. 7. Heft (Juli 1899.)

aber offenbar von einer unerklärlichen Angst gemartert.
Die Treppe hinauf, die Vorsaalthür geöffnet und sofort
stürzte die sehr resolute Frau auf Alfreds Thür zu, allein
sie fand sie geschlossen. Sie donnerte dagegen und rief:
„Alfred, was machen Sie — warum schliessen Sie sich ein
— öffnen Sie sofortlu Drinnen erklang ein Sprung, ein
Stuhl wurde gerückt, eine Minute verging, während welcher
die Frau immer an der Klinke riss; dann wurde die Thür
geöffnet, und vor uns stand Alfred, roth, verlegen und
zitternd. „Was haben Sie thun wollen, Alfred, Sie haben
etwas Unrechtes vorgehabt !" Er vermochte nicht zu antworten
, etwas Auffälliges bemerkte ich nicht im Zimmer.
Plötzlich griff die Frau in seine Seitentasche und brachte
einen Strick zum Vorschein, und nun gestand er, er hätte
sich wegen einer ünterschlagung aufhängen wollen; als sie
kam, habe er schon dort auf dem Stuhl gestanden, den Strick
am Nagel und um den Hals. Was die Frau zur Rückkehr
getrieben, konnte sie nicht mehr angeben; eine innere Angst,
sagte sie, habe sie eben mit Gewalt dazu gezwungen. —

Eine Gedankenübertragung von merkwürdiger
Klarheit, doch ganz zwecklos, habe ich selbst vor zwei
Jahren erlebt. Eines Morgens, gleich nach dem Erwachen,
erzählte mir meine Frau, sie habe Folgendes geträumt:
Sie sei mit einem Korbe auf die Messe gegangen, unter die
Schaubuden, in die Menagerie hinein; dort habe sie mich
in einem Löwenkäfig gesehen, wie ich vier Löwen dressirte
und den Zuschauern vorführte, und habe einem Thierwärter
gesagt, sie brächte ihrem Manne das Mittagessen. — Wir
lachten über den Traum. Das war Morgens früh um 8 Uhr
gewesen. Um 10 Uhr, zwei Stunden später, klingelt es,
ein Herr verlangt mich zu sprechen; er sah recht abenteuerlich
aus, mit Knebelbart und herausgeputzt, duftete nach
Raubthierhaus, stellte sich mir auch sofort als Direktor
einer Menagerie vor, und fragte mich, ob ich geneigt sei,
mit meinen vier dressirten Löwen bei ihm aufzutreten. Mein
Erstaunen war natürlich grenzenlos, vorläufig nur über
dieses Ansinnen, an den Traum dachte ich noch gar nicht.
Ob ich denn nicht der Thierbändiger Kraft aus Brüssel
sei? Nein, der war ich nicht, habe nie Löwen oder sonst
etwas gebändigt! Der Mann erzählte mir, er habe gestern
Abend im Adressbuch meinen Namen gelesen und gleich
gedacht, das müsse der Dompteur Kraft sein. Hinter meinem
Namen stand nämlich die Bezeichnung Journalist, und der
Herr hatte geglaubt, Dompteur und Journalist sei so ziemlich
ein und dasselbe. Nun muss ich noch bemerken, dass meine
Frau noch niemals auf der Leipziger Messe gewesen war,


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