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388 Psychische Studien. XXVI. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1899.)
sie von den Kräften und Strahlungen der Gestirne selbst
herrühren, fehlen uns z. B. die genauen, mathematischen
Elemente; wir sind auf weniger scharf umgrenzte Erfahrungsregeln
angewiesen, z. B. wie der Planet Mars und Saturn
wirkt, oder was die Zeichen, ihre Abtheilungen und ihre
Grade verursachen. Die Diagnostik beruht hier ja einem
Theile nach nicht auf Rechnung, ist wesentlich Vermuthung
und Sache des persönlichen Geschicks. Niemals dürfte
jedoch eine völlige mathematische Klärung dieser Dinge
erreicht werden.
Nun könnte man aber noch fragen, welche Bewandt-
niss es dennoch habe mit einer Beziehung der Himmelsfelder
im örtlichen magnetischen Meridian zu denen eines
Horoskops. Für die Astrologen ist eine solche Beziehung
freilich neu, doch lässt sie sich nicht von der Hand weisen,
da wir wissen, dass sie in der Astro-Meteorologie besteht.
Denn die Zeichen sind meteorologisch nicht ohne Bedeutung
. Der Scbluss, dass umgekehrt in der Nativitäts-
Astrologie eine Relation stattfinde zu den odischen Einflüssen
im magnetischen Meridian, hat daher seine Berechtigung
, und zwar scheint mir diese Frage dadurch lösbar,
dass sich in der Horoskopie die gleichen dynamisch-mathematischen
Kraftkomponenten geltend machen (nämlich der
Konflikt zwischen Lage der Erdbahnebene und Erdrotation),
wie vermutblich auch beim Erdmagnetismus — was ich
natürlich als Hypothese aufstelle. Wir würden somit die
uns durch das Medium des Erdmagnetismus und seiner
Fluide zuströmenden Gestirneinfiüsse durch unsere Organisation
zerlegen, sie würden nach Maassgabe ihrer obigen
Kraftkomponenten wirken. Trotzdem wir also die Horoskope
nicht auf den örtlichen magnetischen Meridian kal-
kuliren, wäre der direkte Zusammenhang mit dem Erdmagnetismus
dennoch vorhanden. Ein solcher ist überdies
nach dem Vorangehenden und Folgenden unabweisbar da.
Ich habe für die obige Hypothese aber folgenden Anhalt
. Nach den Ermittelungen von Admiralitätsrath Dr.
Neumayer und Dr. Petersen war die Lage der magnetischen
Axe der Erde für 1885 anzunehmen von 78° 20' nördlicher
Breite und 292° 43' westlich zu 78° 20' südlich und 112° 43'
östlich. Demnach hat sie einen Abstand von den Polen
von 11° 40', welcher Werth bei allen sonstigen erheblichen
Wanderungen der Pole für Jahrhunderte nahezu beständig
sein dürfte; für 1830 wurde der nördliche Pol der Axe auf
77° 50' Breite berechnet. Doch sind diese Ermittelungen
sehr schwierig und wohl kaum ganz genau. 11° 40' ist aber
mit der geringfügigen Differenz von 3%' der halbe Werth
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