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410 Psychische Studien. XXVI. Jahrg. 7. Oeft. (Juli 1899.)
Bericht findet sich bei dem Araber Ihn Patuta (1302—1377),
in der umfänglichen Beschreibung seiner Reisen in Süd- und
Mittelasien. In der chinesischen Stadt Alehansa (Hantschau?)
war er zum Präfekten eingeladen, der ihn durch seine
Gaukler unterhalten lassen wollte. Einer von ihnen nahm
eine an einem langen Riemen befestigte durchbohrte Holzscheibe
und warf sie in die Luft. „Als sie so hoch gestiegen
war, dass sie den Blicken entschwand, hängte sich einer
seiner Schüler an den Riemen und kletterte empor, bis auch
er nicht mehr sichtbar war. Nun rief er dem Schüler drei
Mal, bekam aber keine Antwort. Scheinbar erzürnt, stieg
er, das Schwert in der Hand, ebenfalls empor. Als er
verschwunden war, sah man erst Hände und Füsse, dann
den Rumpf, dann den Kopf des Knaben herabfallen. Der
Meister selbst folgte nach, keuchend und mit Blut befleckt.
Er legte die Körpertheile an einander, stiess mit dem
Fusse daran — und aufrecht stand der Knabe wieder da.
Ich bekam vor Erregung darüber Herzklopfen, wie es mir
in Indien beim Anblick des im Viereck schwebenden
Dschauki gegangen war. Als ich etwas Arznei genommen und
mich wieder erholt hatte, sprach der Richter zu mir: Bei
Gott, es war kein Aufsteigen und Herabkommen, kein Zerschneiden
und Zusammenfügen: es war blosse Gaukelei!"*)
— Den zuletzt erwähnten Vorgang in Indien erzählt der
Reisende an anderer Stelle folgendermassen. „Nachdem
der Herrscher zu seinen Leuten gesprochen: Hier ist der
weitgereiste Araber; zeigt ihm etwas, was er noch nicht
gesehen hat!, machte sich einer von den Gauklern viereckig
*4*") und schwebte dann über uns in der Luft. Mein
Erstaunen darüber war so gross, dass ich zu Boden fiel.
Als ich Arznei genommen und mich erholt hatte, schwebte
er noch immer im Viereck. Einer seiner Genossen (ein
Schüler von ihm, wie man mir sagte) warf wie im Aerger
eine seiner Sandalen zur Erde; sie stieg empor und traf
den Schwebenden auf den Nacken. Darauf sank dieser allmählich
wieder herab zu uns.4* —
Ein Doppel-Ich? (Nach der Simla News, September
j896). Ein eingeborner Beamter in einem Dorfe von Nord-
Malabar, aus der Tier ***) - Kaste, den der Berichterstatter
*) Man vergl. hierzu die Aufschlüsse, welche 0* L. Bankmar im
Juniheft S. 335 86 gegeben hat. Red.
**) Das heisst wohl: er setzte sich mit untergeschlagenen Beinen,
wie der auf dein Lotus sitzende (padmasan) Buddha. Von Levi-
tation gerade in solcher Körperstellung berichtet aus neuester Zeit
nach indischer Quelle auch Dr. 0. Acevedo (Los Esperitus, 1.1, p. 127.)
***) NB. Es ist nicht das deutsche Wort „Thier" gemeint! Red.
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