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Litteraturbericht. 44Q
LitteraturbericM.
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ist Dr. Kr ich Balm, Breslau Kirchstrasse 27, für aile anderen Sprachen
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Berichterstatter vertreten nur die mit ihrem Namen gezeichneten Artikel.
Wir bitten, Zeitschriften und sonstige Litteratur nicht an die Redaktion
, sondern direkt an die Genannten zu schicken.
A. Bücherbesprechungen.
Dr. Walter Bormann, „Der Schotte Home." Verlag von Oswald
Mutze, Leipzig. 92 Seiten mit Titelbild.
Die meisterhaft geschriebene Skizze giebt ein Lebensbild des Mediums
Daniel Uunglas Home Der Verfasser schildert an der Hand des ge-
sammten vorliegenden Materials den inneren und äusseren Werdegang
dieses aussergewohnlichen Mediums. Es ist die erste deutsche Biographie
dieses, und lugen wir hinzu, überhaupt eines Mediums. Schon darin liegt
die Bedeutung der Bormann'sehen Arbeit. Denn da die Phänomene des
Mediumismus an den menschlichen Organismus gebunden sind, kann nur
das Studium solcher anormaler Persönlichkeiten in psychophysiologischer
Hinsicht zum Ziele führen. Home gehört unter die aussergewohnlichen
Medien. Das trifft sowohl auf den Umfang seiner Begabung, wie auf
seinen Charakter zu. Nach Bormannh Schilderung ist er ein Gentleman
in des Wortes bester Bedeutung und unterscheidet sich dadurch vortheilhaft
von dem Gros seiner Kollegen. Bei dem Umfange des vorliegenden Materials
hat der Verfasser nur einen Ueberblick in grossen Zügen gegeben. Der
Zweck der Biographie: ein Bild der Persönlichkeit zu geben und zum
Studium ihres Schaffens anzuregen, wird trotz dessen voll erreicht. Sehr
angenehm berührt es, dass Bormann zur Erklärung der berichteten That-
sachen zwar dem Medium das Wort giebt, es im übrigen aber dem Leser
überlässt, sich selbst sein Urteil zu bilden.
Die Lektüre der Bormann 'sehen Schrift kann jedermann empfohlen
werden. Hoffentlich bleibt sie nicht ohne Nachfolger. Das einzig dastehende
Werk von d1 Eaperance, „Shadow Land41, ist bereits in's
Italienische und Französische übertragen, harrt aber immer noch der
deutschen Uebersetzung. Dr. Erich ßohn.
Von Seydlitz, „Zwei Gedankeneingebungen aus der Welt Gottes.1' I. Enthüllung
der Urgeschichte des deutschen Volkes. II. Wanderfahrten deutscher
Wanderströme. Leipzig 1899. Arwed Strauch. 110 Seiten.
Eine der tollsten Ausgeburten, die der nationale Gedanke in seiner
Verquickung mit der Mystik gezeitigt hat! Angeblich ist das Buch eine
Offenbarung „der einfachen Menschen der ersten Welt, der Welt Gottes",
die 18 Jahre gebraucht haben, um den Verfasser zur Aufnahme dieses
Wissens zu erziehen. „Wären sie nicht durch die grosse Geduld und das
hohe Streben desselben nach Wahrheit unterstützt worden, »ie hätten das
unendlich schwierige Werk doch nimmer vollbringen können. Nun abei
ist's vollbracht.'* tS 14.) Tch fürchte, die bose Welt wird diese Offenbarung
etwas misstrauisch aufnehmen. Doch gebe ich gern zu, vieles in
dem Werke nicht erfasst zu haben. Die Leser mögen selbst entscheiden,
ob mein Kopf oder das Buch die Schuld daran trägt. Fasse es, wer es,
fassen kannl Der Kritik entziehen sich solche Phantastereien.
Dr. Erich Bohn.
I)r* Alfred Lehmann, „Aberglaube und Zauberei von den ältesten
Zeiten an bis in die Gegenwart." Deutsche Uebersetzung von Dr. Petersen.
Mit 75 Abbildungen. Stuttgart 1898 bei Ferdinand Enke. 556 Seiten.
Von der psychologischen Litteratur gilt der Satz, dass die bedeutenden
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