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426 Psychische Studien. XXVI. Jahrg. 8. lieft. (August 1809.)
Gewand gehüllten, Frauenstatue war. Die Frage ist nur,
ob das Medium früher eine Beschreibung des Monuments
gelesen hatte, oder davon hatte sprechen hören, trotzdem
es vom Gregentheil überzeugt war. Diese Hypothese, welche,
meiner Meinung nach, sehr gewagt ist, hegt trotzdem im
Bereiche der Möglichkeit, und aus diesem Grunde lasse ich
auch diese Vision unter der Kategorie derjenigen Phänomene
figuriren, welche sich durch Eindrücke erklären lassen, die
das Medium früher einmal erhalten hat. Ich sage sich
erklären lassen, denn wenn ich unter den möglichen
Hypothesen wählen soll, so ziehe ich es vor, an eine Gabe
des zweiten Gesichts bei dem Medium zu glauben, welche
Fähigkeit eine besondere Eigenschaft der supranormalen
Persönlichkeit gewisser Medien ausmacht.
Ferner ist noch zu berücksichtigen, dass der Fall mit
dem Monument Raspail nicht vereinzelt dasteht. Im
Gegentheil, wir haben eine so grosse Zahl ähnlicher
Phänomene beobachtet, dass ich in Verlegenheit bin, welches
ich auswählen soll. Ich will noch ein zweites anführen, bei
welchem ich ebenfalls nur die Namen ändere. —
Ein Herr Dompierre wohnte zum ersten Mal einer unserer
Sitzungen bei. Unser Medium, welches Fremde im Oirkel
nicht gern hat, war dennoch mit seiner Anwesenheit einverstanden
. Und ich glaube, dass jener Herr es nicht bereut
hat, denn das Medium machte ihm merkwürdige Enthüllungen.
Mit Abänderung der Namen, bringe ich nun eine Kopie
meines Protokolls:
Das Medium bemerkt einen langen Dunststreifen,
welcher Herrn Dompierre einhüllt. Es ruft: „Eine Frau!"
und einen Augenblick später: „Zwei Frauen, ziemlich
hübsch und brünett, . . . alle beide sind im Hoehzeits-
kleide, . . . das betrifft Sie, Herr Dompierre.u (Der Tisch
bestätigt dies durch einen Klopflaut). „Sie bleiben unbewegt,
haben weisse Blumen im Haar und ähneln sich ein wenig.
Ihre Augen und ihre Haare sind schwarz, oder doch jedenfalls
dunkel. Die Eine, in der Ecke, ist in zwei verschiedenen
Umgebungen zu sehen. Beide Male ist sie jung und kann
etwa 25 Jahre alt sein. Sie zeigt sich erstens in dem
bereits beschriebenen Kleide, (Hochzeitsgewand) und ferner
in einem grossen, sehr hell erleuchteten Räume, ein wenig
schlanker und von einer Anzahl hübscher Kinder umgeben,,
in deren Mitte sie sich sehr glücklich zu fühlen scheint.
Ihre Freude giebt sich durch den Gesichtsausdruck zu
erkennen, aber noch viel mehr durch die Umgebung. Die
beiden Frauen scheinen kurz vor ihrer Hochzeit zu stehen.
Das Medium hört nun einen Namen, der ihm zuerst wieder
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