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Die superaormale Fähigkeit der Sprachenbildung. 427
entfällt, aber ihm dann allmählich, obgleich mit einer
gewissen Schwierigkeit wieder ins Gedächtniss kommt. Es
sagt: „On\ Onl. . . Von . . . Bon . , . Vongi... Vongibonl"
„Auf welche der beiden Frauen bezieht sich dieser Name,44
fragt Herr Dompierre, „auf die, welche Sie zwei Mal sehen,
oder auf die Andere?" Antwort: „Auf die, weicheich zwei
Mal sehe." Das Medium sieht die andere Frau nicht eben
so deutlich und ungezwungen, als die erstere, erblickt aber
plötzlich an der Seite der anderen einen grossen Herrn,
der aber gleich wieder verschwindet. Der Tisch diktirt:
„Ich bin seine Schwester, wir werden wiederkommen."
Hierauf ändert sich die Scene und eine andere Vision
erscheint.
Nach der Sitzung erklärte uns Herr Dompierre die
Vision, welche ihn betraf, wie folgt: „Die beiden Frauen
im Hochzeitskleide sind meine Mutter und ihre Schwester,
welche sich wirklich an einem Tage verheirathet haben. Sie
waren ziemlich hübsch, brünett, und ähnelten sich. Der
grosse Mann, neben der einen Dame, kann mein Vater sein,
der von hohem Wüchse war." „Meine Tante hatte keine
Kinder, was ihr grossen Kummer bereitete; sie ist es,
welche in der Vision zwei Mal erscheint, das eine Mal von
hübschen Kindern umgeben. Es ist zu bemerken, dass, als
das Medium einen Namen hörte und On, On aussprach, ich
nur an den Mädchennamen der beiden Damen dachte. Erst
als das Medium Von aussprach, fiel mir plötzlich der Name
Vongibcn als derjenige meiner Tante ein." —
Was soll man nun von dieser, in jeder Kleinigkeit so
genauen, Vision halten? Das Medium hat niemals Frau
Vongibonf noch ihre Schwester, welche Beide schon vor
mehreren Jahren gestorben waren, gekannt. Um unserer
Sache gewiss zu sein, baten wir das Medium, einmal nachzudenken
, ob ihm vielleicht Jemand in seiner Kindheit
etwas erzählt hätte, was sich auf diese Vision und besonders
die Scene der Doppelhochzeit bezogen haben konnte. Nun
war aber das Medium einmal als Kind von zwei oder drei
Jahren mit seiner Mutter bei dieser Frau Vongibon gewesen.
Seit dieser Zeit bestand jedoch zwischen dieser Dame und
der Mutter des Mediums keinerlei Beziehung mehr, und die
Letztere war überzeugt, dass sie ihren Kindern niemals
etwas über die erwähnte Hochzeit, deren Einzelheiten sie
nicht kannte, erzählt hatte.
Da jeder Zweifel an der Wahrhaftigkeit meines Mediums
sowohl wie dessen Mutter ausgeschlossen ist, muss man eine
Erklärung suchen und kann, obgleich es unwahrscheinlich
klingen mag, der Vermuthung Raum geben, dass das Medium
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