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Handrich: Käthsel.
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und Spukerscheinungen. Von dieser Liste wendet sich
natürlich der moderne Aufgeklärte schaudernd ab und preist
die heutige helle Zeit, in welcher äolche Erzeugnisse des
finstersten Aberglaubens schon von einem Schulknaben als
„vernunftwidrig" verworfen werden.
„Trotzdem aber sprechen sich vernünftige Männer, sogar
hervorragende Gelehrte der exakten Wissenschaften, an der
Spitze Darwin's grosser Mitarbeiter Alfred Rüssel fVallace,
mehr und mehr für eine sachliche Untersuchung der
sogenannten übersinnlichen Erscheinungen aus, für deren
Wirklichkeit bis in die jüngsten Zeiten hinein viele glaubwürdige
Personen Zeugniss ablegen. Zu den hervorragenden
Forscher» dieser Art gehören der grosse englische Physiker und
Chemiker Crookesf die Astronomen Schiaparelli und Flammarion>
der Astrophysiker Zöllner u. s. w, und alle die vielen Psychologen
und Mediciner, die den, einst von der französischen
Akademie der Wissenschaften als leere Einbildung behandelten
Hypnoti8mus als ein mächtigem, körperliches und
geistiges Agens kennen gelernt haben. . .
„Was die Geheimwissenschaft von den sogenannten
exakten Wissenschaften unterscheidet, ist, dass die Erscheinungen
, welche sie zu erforschen trachtet, mit der
geistigen Beschaffenheit des Menschen zusammenhängen. Die
sachliche Grundlage alles sogenannten Zauberglaubens ist
die in der moralischen Seite der Seele liegende Kraft, auf
die Aussen weit einzuwirken; denn es ist wahr, dass der
Mensch das Vermögen hat, auf die Aussen weit einzuwirken,
was er bald mit der ganzen Kraft seines Willens und
Glaubens, bald unbewusst ausübt . . Am weitesten in der
Scheidung zwischen einer sinnlichen und übersinnlichen Welt,
um die seltsamen Thatsachen dts Okkultismus zu erklären,
ging der deutsche Naturforscher und Philosoph Karl du Prel
in der Behauptung, dass die Menschen im tiefsten Grunde
ihres Wesens Geister sind und insofern keine umfassende
Wirkung auf die eigentlichen Naturvorgänge ausüben können:
„Die Geister sind ihrer Welt angepasst, so gut wie wir der
unserigen. Wir nehmen nach dem Tode unsere seelische Grundrichtung
mit hinüber, und das bestimmt unseren Zustand nach
dem Tode und unser Verhalten im Jenseits. Die Wünsche
des Sterbenden sind auch die Wünsche des Gestorbenen und,
was wir im Leben unvollendet gehissen, wenn uns der Tod
überrascht, werden wir nachzuholen wünschen, falls uns ein
heftiger Drang dnzu beseelt. Das mag sich oft auf Kleinlichkeiten
erstrecken, die eines Geistes unwürdig erscheinen
könnten, aber unnatürlich wäre es vielmehr, wenn der Tod Gedanken
, die fest in unserer Seele wurzeln, auslöschen würde.44. ♦
INyohticUe Stuulea. August 1899. 30
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