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458 Psychische Studien. XXVI. Jahrg. 8. Heft. (August 1899.)
ist — hoffentlich liegt ein Druckfehler vor — dann gebe ich
allerdings die Hoffnung auf, dass er sich jemals zur Höhe
der Wissenschaft durchringen wird; denn eine derartige
Ansicht ist der Anfang vom Ende.
IV. Mein Urtheil, G. sei völlig von Geistergläubigkeit
befangen, muss ich trotz des Widerlegungsversuches
meines Herrn Gegners aufrecht erhalten. Das schöne Citat
S. 147 kann daran nicht einen Zoll ändern. Wie sagt doch
Lessing'? „Man spricht selten von der Tugend die man hat,
aber desto öfter von der, die uns fehlt." Nicht darauf
kommt es an, was Herr Dr. v. G. in jenem Citat sagt,
sondern darauf, ob er darnach handelt. Der Kritiker hat
es nicht mit den Plänen des Autors, sondern mit deren
Verwirklichung zu thun. Wenn daher mein Herr
Gegner auch auf Schritt und Tritt das Gold im Munde führt —
was nützt es, wenn er uns trotz dessen im Sande waten lässt!
V. —VII- Aus den langathmigen Auseinandersetzungen,
die leider nicht durch ihre Länge ersetzen, was ihnen an
Inhalt fehlt, greife ich zur Widerlegung nur das heraus,
was zur Sache gehört. Viel ist's freilich nicht. Meine Behauptung
, G.'s Theorie (S. 232), — wonach an Kreuzwegen
„positiv-elektromagnetische Willenswirbel" kreisen, in die
unvollkommene Geister hineingerissen werden, — grenze
ans Phantastische, versucht Dr. v. G. dadurch zu widerlegen,
dass er die Autorität eines Herrn Stenz und du Prel'8
gegen mich ausspielt. Ueber den ersten der beiden Eideshelfer
schweigt die Geschichte bis jetzt. Das Zeugniss
du Prel's wird uns aber kaum zu dem Glauben bekehren,
dass die Nachtgeburten der tf.'schen Phantasie Sonnenkinder
des Lebens sind. Einmal könnte auch die mächtigste Autorität
aus Unsinn keine Wahrheit formen. In der Wissenschaft
richtet man nicht nach Autoritäten, sondern nach Gründen.
du Prefs Autorität ist zudem eine sehr anfechtbare, und
die Behauptung v. C.'s, ich hätte du Prel als Autorität
hingestellt, entspringt derselben üppigen Phantasie, welche die
famose Kreuzwegtheorie geboren hat. Ich befinde mich seit
langer Zeit in völligem wissenschaftlichem Gegensatze zu
du Prel, und habe dieser Ansicht auch gelegentlich Ausdruck
gegeben („Psych, Stud." 1899 S. 63, 253). — Dann ist es
aber du Prel überhaupt nicht eingefallen, für Dr. v. Gh
Phantasien einzutreten. Wenn mein Herr Gegner versucht,
den Streit auf ein anderes Problem, das der Levitation, hinüberzuspielen
, so mag er das wohl in der dunklen Ahnung ge-
than haben, dass in dem mysterieusen Kap. XI trotz des Lobes
des Herrn Stenz nicht alles stimmt, und dass er mit seinem
Kreuzwege möglicherweise auf einen Holzweg gerathen ist.
Wenn Dr. r. G. meine Behauptung, er habe von Psycho-
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